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McKesson ist ein Traditionsunternehmen von 1833, mit 88 Milliarden Dollar Einnahmen und 22 500 Mitarbeitern. Und zwar in einer Gesundheitsbranche, die in vielerlei Hinsicht Probleme hat und sicher vieler Innovationen bedarf. Inwieweit hilft IT bei McKesson, Innovationen in der Gesundheitsbranche umzusetzen?
Uns gibt es jetzt seit 173 Jahren. In dieser Zeit hat sich allerhand getan. Im Laufe der Jahre hat sich McKesson in allen Bereichen des Gesundheitswesens etabliert. Die Frage nach Innovationen im Gesundheitswesen ist ziemlich kompliziert, weil sie Beitragszahler, Apotheken, Ärzte, Krankenhäuser, Patienten, Lieferanten und Hersteller betrifft.
Um Ihnen einen Eindruck zu geben, möchte ich zwei Bereiche erwähnen. Der eine ist die Lieferkette, die heute einen Großteil der Kosten im Gesundheitswesen ausmacht. Da wir alle – als Arbeitgeber, Patienten und Verbraucher – versuchen, Kosten zu senken, wird die Gewinnspanne winzig. Für Präsenz und Wettbewerbsfähigkeit in diesen Märkten braucht man äußerst effektive Technologien, um pharmazeutische und medizinische Produkte in großen Mengen umzuschlagen.
Ich möchte nicht weiter auf die Medikamentenpreise eingehen. Was unternehmen Sie speziell technisch, um in der Lieferkette innovativ zu sein? Gibt es da Protokolle, Vorgaben oder Services, um die Lieferkosten zu reduzieren?
Ja, natürlich. Zunächst haben wir einen Großteil unserer Versorgungskette auf Bestellungen über das Internet umgestellt. Man kann das als das Amazon.com des Gesundheitswesens bezeichnen. Wobei unser Volumen Amazon bei weitem übertrifft. Wir setzen jeden Monat 1,5 Milliarden Dollar online ab.
Wir brauchen auch strenge Regeln, um die Sicherheit der Lieferkette sicherzustellen. Damit keine Arzneimittelkopien in das Angebot gelangen, haben viele Bundesstaaten Vorschriften zu elektronischen Herkunftsnachweisen. Wir schaffen hier Innovation durch RFID-Technologien. So kann man eine Verpackungseinheit über jeden Händler bis zum Endverbraucher nachverfolgen.
McKesson investiert ja große Beträge in Produktentwicklung und Forschung. Gibt es auch genug Geld für die Investition in IT-Forschung?
Es gibt zwar keinen festen Betrag für IT, aber wir sind finanziell in einer guten Lage. Wenn wir ein IT-Projekt haben, das dem Unternehmen dient, erhalten wir immer genügend Investitionsmittel.
In welchen Bereichen bietet IT Ihrer Meinung nach Möglichkeiten für Wachstumsgewinne, bahnbrechende Vorzüge in Bezug auf Ihr Kostenmodell, oder in Bezug auf die Lieferung Ihrer Produkte und Services an Ihre Auftraggeber?
Wir haben einige Projekte laufen. Wir sind mitten in einem vollständigen Virtualisierungsprojekt.
Virtualisierung Ihres Rechenzentrums, Ihres Lagers, der Computer – oder Ihres Netzwerks?
Im Moment geht es um CPU-Virtualisierung und den Anstoß von Strategien rund um Lagervirtualisierung. Wir haben beträchtlich in Tools zur Zusammenarbeit und für Endverbraucher-Erfahrungen investiert, um die Fähigkeit unserer Mitarbeiter zu verbessern, immer und überall zu arbeiten. Dazu gehören auch mobile Tools. Derzeit investieren wir auch stark in Netzwerkkonvergenz und arbeiten an der Automatisierung rund um das Management des Rechnungszentrums, um Kosten für die Verwaltung der Server und der Endnutzergeräte zu senken.
Es gibt ja viele Technologien, die unter den Begriff Innovation fallen, und mich würde Ihre Meinung zu einigen davon interessieren. Fangen wir doch mit Open Source an. Was denken Sie darüber?
Meiner Meinung nach ist Open Source eine großartige Innovation. Wir nutzen sowohl in Infrastruktur als auch bei Produkten oft die Vorteile von Open-Source-Tools. Dadurch lassen sich auch wesentlich Kosten einsparen. Wir können so den Kunden Leistungen billiger als unsere Konkurrenten verkaufen.
Es gibt noch viele ungeklärte Fragen über die Richtung der Entwicklung. Wenn jetzt Oracle und Microsoft in den Open-Source-Markt eintreten, macht es das noch interessanter. Aber insgesamt ist Wettbewerb willkommen und schadet wahrscheinlich kaum.
Das ist zwar keine wirklich kostenfreie Software, aber jeder muss seine Kostenmodelle noch einmal überprüfen?
Ja. Es geht um die Elemente, die heutzutage durch Open Source abgedeckt sind. Open Source wird so zum Massenprodukt: Enorme Arbeitskräfte kümmern sich um die Qualitätssicherung. Ich glaube deshalb, dass es ein Gewinn für die Industrie ist.
Ich möchte Sie zu einem noch größeren Branchentrend befragen: Software als Service, On Demand, Utility Computing – da gibt es ja kleine Bedeutungsunterschiede. Aber grundsätzlich geht es um das Outsourcing der Infrastruktur. Anwendungen kommen von außerhalb. Investieren Sie hier auch, und glauben Sie, dass sich das rentieren wird?
Ja, wir richten viele unserer Produktpakete langsam darauf aus. Wir verschieben etliche Anwendungen, darunter viele für Ärzte, von der Installation vor Ort hin zu Software als Dienstleistung. Und da wird dann für den Zugang zur Software bezahlt, nicht für die Lizenz der Software. Das erweist sich als immer interessanter. Kleine Arztpraxen haben oft nicht die Möglichkeit, eine vernünftige IT-Infrastruktur aufzubauen.
Wir können die gleiche Entwicklung auch bei einigen Unternehmensanwendungen sehen. Wir experimentieren in verschiedenen Bereichen, etwa Automation des Außendienstes.
Und was denken Sie generell über Outsourcing? Gibt es bestimmte Geschäftsbereiche, die Sie gern an einen Provider outsourcen möchten?
Genau betrachtet gibt es nicht viel im IT-Bereich, was man technisch gesehen nicht outsourcen könnte. Die Frage ist eigentlich: Wie wichtig ist die IT-Abteilung fürs Geschäft. Ihre Relevanz kommt grundsätzlich durch die Nähe zum Geschäft, durch die Anbindung an die Strategie. Durch Wissen, Erfahrung und Kenntnis der Anforderungen, wie Erfolg entsteht und was die EDV dazu beitragen kann. Das ist ein Herzstück der unternehmenseigenen Kompetenzen. Das kann man kaum abgeben.
Andererseits gibt es sicher Produkt-Aktivitäten, die man digitalisieren und an den Niedrigstbietenden abgeben kann. In dieser Zwischenwelt sind die Überschneidungen oft ein bisschen breiter. Es kommt wohl auf die Organisation und die Incentives an, und welche Geschäftsziele man anpeilt.
Zum Abschluss würde ich Sie gern um Empfehlungen bitten, wie man eine Kultur aufbaut, in der Innovation das Herzstück bildet. Viele IT-Shops denken nur, „Wir müssen Kosten sparen und Ausgaben senken.“ Das ist natürlich wichtig, kann aber zu einer Art Zwang werden. Man sollte nicht nur daran denken, Kosten zu senken, sondern darüber, wie man sie innovativ senken kann.
Erfolg ist einfach zu erreichen, wenn er nur darin besteht, keine groben Fehler zu machen und innerhalb des Budgets zu bleiben. Wenn das die Maßstäbe oder Prinzipien für ein Unternehmen sind, verkalkt man. Da die Ziele jedes Jahr schwieriger werden, steckt man am Ende in der beschriebenen Situation, wo als einzige Möglichkeit des Erfolgs nur noch die Kostensenkung bleibt.
Aber das ist nicht die Hauptaufgabe der IT. Hauptaufgabe der IT ist es, das Geschäft am Laufen zu halten, es wettbewerbsfähiger zu machen, ihm ermöglichen, neue Marktanteile zu erobern und effizienter als die Konkurrenz zu pflegen.
Der Schlüssel zur Innovation ist, eng mit unseren Einheiten zusammenzuarbeiten und ihnen einen Teil der Organisation als Servicepartner zur Seite zu stellen. Dann kann man Innovationen zusammen vorantreiben. Sie wissen, was ihre Kunden benötigen, sie verstehen ihr Geschäft und ihre Kostenmodelle und wir verstehen, was Informationstechnologie kann und was sie leistet. Je besser wir gemeinsam die Richtung vorgeben, desto besser können wir die Einsparungen realisieren, die man von der IT-Abteilung eines so großen Unternehmens erwartet.
Diese Erfahrung haben wir mit jeder Geschäftseinheit gemacht, sie durch einen sehr erfolgreichen Steuerungsprozess zusammengebracht und den Unternehmenseinheiten ermöglicht, ihre Innovationen und IT-Investitionen zu vergleichen. Der Erfolg erhöht sich, wenn jeder Bereich für sich erfolgreich ist.
Wenn man also – wie wir – in einem Lagerhaltungsprojekt erfolgreich ist, kann ein anderes Geschäft dies aufgreifen und sich zu eigen machen. Ich denke, unsere Werte sind aus einer ursprünglichen Innovation entstanden, die dann mit den anderen Geschäftseinheiten bei McKesson multipliziert wurde.
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