Open Source oder proprietär? Google spielt ein doppeltes Spiel

ZDNet: Wie sieht Google die Mischung aus Open Source und Closed Source? Sie scheinen ein gutes Beispiel für ein Unternehmen zu sein, das mit Mixed Source arbeitet.

DiBona: Beides passt durchaus zusammen. Wir haben eine Menge Software, die wir niemals veröffentlichen würden. Diese setzt auf der Open-Source-Basisdistribution auf, die wir verwenden.

ZDNet: Sun hat Java als Open Source veröffentlicht. Macht das für Sie einen Unterschied?

DiBona: Wir verwenden eine ganze Menge Java, und es ist prima, dass Java jetzt Open Source ist. Ich glaube, dass Sun damit das Richtige getan hat. Für uns bei Google spielt es allerdings kaum eine Rolle, ob Java Open Source ist oder nicht, im Hinblick darauf, wie wir unsere Software ausliefern beziehungsweise den Benutzern von Google.com präsentieren. Aber wir freuen uns natürlich, dass Sun diesen Schritt gegangen ist.

ZDNet: Gibt Ihnen das eine größere Flexibilität?

DiBona: Ja, das erhöht unsere Flexibilität enorm. Falls wir in der Vergangenheit einen Bug in Java gefunden hatten, war es ziemlich schwierig. Man brauchte tatsächlich eine Sondergenehmigung von Sun, wenn man sein eigenes Java patchen wollte! Wir hatten eine solche Vereinbarung, aber jetzt können wir solche Patches über Sun viel einfacher herausbringen, gegebenenfalls auch für die Community.

ZDNet: Was halten Sie für den größten Vorteil von Open Source?

DiBona: Wir schätzen vor allem die Flexibilität. Das Tollste an Open-Source-Software ist, dass wir niemanden Fragen müssen, wenn wir Änderungen an unseren Betriebssystemen vornehmen wollen. Wir brauchen niemanden um Erlaubnis zu bitten, wenn wir Änderungen an unseren Datenbanken vornehmen wollen. Wir müssen dafür keine Einzelplatzlizenzen bezahlen. Das ist wirklich wichtig, nicht nur wegen der damit verbundenen Kosteneinsparungen, sondern auch wegen der Flexibilität und Geschwindigkeit.

Wir ziehen einen enormen Nutzen daraus, dass wir mit unseren Computern machen können, was wir wollen. Daran kann uns keiner hindern – weder unsere Konkurrenten noch unsere Freunde. Das ist wirklich bemerkenswert. Ich wünschte, dies würden noch mehr Unternehmen erkennen.

Gekaufte Software hat ihren Preis, und der bezieht sich längst nicht nur auf das Geld. Wenn man Software kauft, muss man dem Anbieter vollständig vertrauen, denn dieser erfährt eine ganze Menge über einen. Und es steht in seiner Macht, Ihnen Steine in den Weg zu legen. Daher muss man bei der Wahl seiner Geschäftspartner äußerst vorsichtig sein. Das Beste an Open Source ist, dass man sein eigener Partner ist.

ZDNet: Und doch ist auch proprietärer Code für Google sehr wichtig. Ist es wichtig, dass Ihre Geschäftsgeheimnisse auch geheim bleiben?

DiBona: Aber ja, auf jeden Fall! Wir könnten zum Beispiel keine unserer Ranking-Algorithmen veröffentlichen. Nicht wegen „security through obscurity“ [Sicherheit durch Geheimhaltung] oder ähnlichem Quatsch, sondern weil genau diese Techniken Bestandteil des Konkurrenzkampfes sind. Das wäre etwa so, als wenn man nicht nur die Verschlüsselungstechnik veröffentlichen würde, sondern den passenden Schlüssel gleich mit dazu.

Page: 1 2 3 4

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

KI-Modell „Made in Germany“

Telekom bietet als erstes Unternehmen kommerzielles Angebot mit Teuken-7B von OpenGPT-X.

1 Woche ago

Studie: Mitarbeiterverhalten verursacht IT-Sicherheitsrisiken

Zur Arbeitserleichterung umgehen Mitarbeiter unter anderem Cybersicherheitsrichtlinien. Dazu gehört wie Wiederverwendung von Kennwörtern für geschäftliche…

1 Woche ago

Lichtgeschwindigkeit für generative KI

Optiktechnologie könnte elektrische Verbindungen in Rechenzentren ersetzen und so Geschwindigkeit und Energieeffizienz für KI erheblich…

1 Woche ago

Meta kündigt neues Rechenzentrum für 10 Milliarden Dollar an

Es entsteht im US-Bundesstaat Louisiana. Meta sichert damit den Rechenbedarf für seine KI-Dienste.

1 Woche ago

Autonomes Fahren: Deutsche sehen eher Risiken

Weniger Lärm und ein besserer Verkehrsfluss sind die einzigen Vorteile, der die Mehrheit der Bevölkerung…

1 Woche ago

Jeder zweite hat Probleme mit Internetanbieter

Laut EY haben innerhalb eines Jahres 22 Prozent der Haushalte ihren Provider gewechselt – nirgendwo…

2 Wochen ago