Aldi macht es, Tchibo auch: Virtuelle Mobilfunker im Aufwind

Ein MVNO stellt die Infrastruktur zur Erfassung von Kundendaten und für die Erstellung von Rechnungen aus den Call Data Records (CDRs). Ferner übernimmt er das Inkasso und die Kundenbetreuung. Zusätzlich hat der MVNO die Möglichkeit, Kernnetz-Leistungen wie die Vermittlung, die Kundenverwaltung und die Abrechnung (Billing) selber zu bewerkstelligen oder vom Netzbetreiber zu mieten. Innerhalb der Wertschöpfungskette von Carrier bis hin zum Point of Sales (Reseller) hat der MVNO neben der Vertriebsfunktion und der Kundenverwaltung auch die Gestaltung der Dienste und deren Produktion unter seiner Kontrolle.

„Den Geschäftsmodellen sind keine Grenzen gesetzt, doch die Bäume wachsen auch nicht in den Himmel“, gibt Wolfram Funk, Analyst bei der Experton Group zu Protokoll. So sei allein über den Preis kein großes Geschäft zu machen. „Der Erlös aus dem Mobilfunkgeschäft ist für Handelsunternehmen wie Tchibo oder Schlecker eher ein Mitnahmeeffekt und kein Kerngeschäft“, bestätigt Jürgen Martin, Corporate Executive Vice President Business Development bei Danet. Das System- und Beratungshaus bietet Consulting und die Lösung Customer-Care-System (CCS) an, eine IT-Plattform, die die Abwicklung des MVNO-Geschäfts unterstützt. Entscheidend ist für den Danet-Manager, eine vernünftige Geschäftsstrategie zu entwickeln, die sich mit dem MVNO-Modell bietet. Und die kann für jedes Unternehmen und jede Branche verschieden sein, wie Experton-Mann Funk ergänzt.

Lediglich für den Netzbetreiber gibt es einen klaren Grund: Er will sein installiertes Netz auslasten, seinen Marktanteil sowie seine Kundenbasis vergrößern und endlich den letzten Handy-Muffel hinter dem Ofen hervorlocken. Für die Reseller dagegen gilt: So unterschiedlich die Unternehmen sind, so verschieden ist ihre Motivation, ins Mobilfunkgeschäft einzusteigen. Als gemeinsamer Nenner gilt, das Customer Relationship Management (CRM) zu verbessern und mittels Handy-Vertrag und der Auswertung der Nutzungsdaten an qualitativ hochwertige Kundeninformationen zu gelangen.

Diese Daten eignen sich dann wiederum für Marketing- und Vertriebsaktivitäten, die das Kerngeschäft stützen. So kann es für ein Medienhaus interessant sein, mittels Handy-Vertrieb den Verkauf von Print-Abos anzukurbeln. Beispielsweise lässt sich ein Code auf das Mobiltelefon schicken, mit dem sich der Empfänger am nächsten Kiosk kostenlos die neuste Ausgabe der Zeitung abholen darf. Die Folge: eine steigende Auflage wirkt sich positiv auf die Werbeeinnahmen aus.

Ganz andere Chancen durch MVNO-Offerten verspricht sich der Spartenkanal Viva, der überwiegend eine junge Zielgruppe anspricht. Viva ist daran interessiert, „seine Gemeinde“ (Community) zu bilden und mit Produkten wie Klingeltönen, den neusten Chart-Infos und coolen Events zu versorgen. Was eignet sich dazu besser, als im Push-Verfahren eine SMS aufs Handy zu schicken? Zudem können die Youngster innerhalb ihrer Gemeinschaft für wenige Cent miteinander telefonieren. Das alles stärkt den Markennamen und die Kundenbindung.

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ZDNet.de Redaktion

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