Sun hat sich zu offenem Quelltext entschlossen: Die entscheidenden Teile von Java sollen unter der Open-Source-Lizenz GPL V2 plus der Classpath-Ausnahme veröffentlicht werden. Die Freigabe einer so wichtigen Software wie Java unter einer Open-Source-Lizenz dürfte der bislang größte Einzelbeitrag an Code für die Open-Source-Gemeinde sein. Er hat jedenfalls heftige Reaktionen ausgelöst. Sie reichen von Befürchtungen, dass die gesamte Enterprise-Java-Gemeinde mit einem einzigen Schlag ausgelöscht werden könnte, bis zum Frohlocken über ein weiteres Indiz dafür, dass proprietäre Software unweigerlich dem Untergang geweiht ist.
Wer sich bisher mehr mit Java-Entwicklung beschäftigt hat statt mit den Widrigkeiten der Softwarelizenzierung, wird über die ganze Aufregung womöglich den Kopf schütteln und sich fragen, inwiefern das Ganze ihn überhaupt betrifft.
Die GNU General Public Licence oder GPL ist eine Open-Source-Lizenz der Free Software Foundation. In ihrer Essenz besagt die GPL Folgendes: Wenn nach der GPL lizenzierter Code in binärer Form veröffentlicht wird, muss der zugehörige Quellcode ebenfalls verfügbar gemacht werden. Außerdem muss jedes Softwareprojekt, bei dem GPL-lizenzierter Code zum Einsatz kommt, im Einklang mit der GPL lizenziert werden. Das bedeutet, dass die Lizenz keine über die GPL hinausgehenden Einschränkungen hinsichtlich der Benutzung der Software enthalten darf.
Dieser zweite Aspekt wird im Allgemeinen innerhalb der Open-Source-Gemeinde als „Copyleft“ bezeichnet und ist Hauptquell der Kontroverse. Könnte die Veröffentlichung von Java als Open Source bedeuten, dass sämtliche Java-Projekte nun unter eine GPL-Lizenz gezwungen werden, wenn sie die neue, nach der GPL lizenzierte Java Virtual Machine verwenden? Kritiker bezeichnen dies als den „ansteckenden Charakter“ der Lizenz: Code, der unter der GPL lizenziert ist, „infiziert“ anderen Code, der in Kontakt mit ihm kommt – er und zwingt dessen Autor, seinen Code ebenfalls unter der GPL zu veröffentlichen.
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