Mit der Max21 Management und Beteiligungen AG hat im November eine neue deutsche Beteiligungsgesellschaft den Sprung auf das glitschige Börsenparkett im Entry Standard gewagt. Die Darmstädter Firma legt ihren Schwerpunkt auf Unternehmen, die zur Umsetzung ihrer Geschäftszwecke vor allem Open Source und Freie Software einsetzen.
Nach einer anfänglichen Euphorie ist die Stimmung allerdings mittlerweile abgekühlt. Auf den ersten Blick erscheint die Idee einer „Open-Source-Beteiligungsgesellschaft“ beziehungsweise eines auf OSS spezialisierten Fonds in Deutschland zwar verführerisch. Allerdings sei der Fonds nicht nach den branchenüblichen professionellen Standards strukturiert, und auch das Management weise keine substanzielle Investmenterfahrung auf, kritisiert Marktanalyst Carlo Velten. Zudem seien in dem aktuellen Portfolio Unternehmen mit einem Trainings- und Consulting-orientierten Geschäftsmodell überrepräsentiert, was die Wachstums- und Internationalisierungsmöglichkeiten einschränke.
ZDNet sprach mit Oliver Michel, Mitbegründer und Vorstand von Max21, über die Analystenkritik.
ZDNet: Welche Ziele und Zeithorizonte verfolgt Max21 mit seinen Investments? Gibt es Zahlen und Größenordnungen dazu?
Michel: Max21 ist ein klassischer Seed-Finanzierer; wir steigen mit einer Beteiligung im Idealfall bei der Gründung ein, in einer Größenordnung von 50.000 bis 500.000 Euro. Wichtiger als das Kapital ist allerdings die Vertriebsleistung sowie unser Kontakte-Netz, was wir beides von Anfang an einbringen und was es der Unternehmung ermöglicht, relativ schnell ein konkretes Geschäft zu machen und so eigenes Geld zu verdienen. Wir steigen dann ganz oder zu Teilen wieder aus, wenn die Unternehmung so groß und attraktiv geworden ist, dass größere Kapitalgeber sich dafür interessieren. Die Dauer dieses Prozesses kann man zeitlich nicht genau vorhersagen.
ZDNet: Welche Produkte und Marktsegmente sind besonders vielversprechend?
Michel: Für uns ist Open Source das Synonym für Geschwindigkeit. Von allen IT-Lösungen, die aus unterschiedlichen Produkten beziehungsweise Komponenten zusammengebaut werden, sind für uns die am erfolgversprechendsten, in die auch Open-Source-Produkte verbaut wurden, weil sie dem Kunden für sein Problem die flexibelste, standardisierteste, offenste Lösung in der kürzesten Zeit zur Verfügung stellen. Preis und Marktsegment sind unserer Meinung nach kein Differenzierungskriterium.
ZDNet: Warum hat sich der Kurs von Max21 nach der Erstnotiz trotz allgemein guten Börsenklimas erst einmal fast halbiert? Ist das nur eine kurzfristige Entwicklung, oder gibt es hier auch strukturelle Ursachen beziehungsweise Defizite?
Michel: Für Börsengänge von Unternehmen, die vom Volumen her in der dritten und vierten Reihe standen und stehen, war das Klima in 2006 alles andere als gut – im Gegenteil. Einige Unternehmen konnten höchstens ein Drittel ihrer Aktien platzieren, andere schwenkten im letzten Moment auf ein reines Listing, weil die Zeichner komplett fehlten. Insofern war der Börsengang der Max21, der ja überzeichnet war, für das Unternehmen sehr erfolgreich. Inhaltlich und strukturell hat sich bei der Max21 nichts geändert. Der Kurs fiel aber trotzdem. Es ist absolut wichtig, dass man für einen Börsengang starke Kapitalmarktpartner auswählt.
ZDNet: Was sagen Sie denn zur Analystenkritik?
Michel: Meine Vorstandskollegen und ich sind alle lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass der Börsengang nur der erste Schritt war. Der größte Teil des Weges liegt noch vor uns. Von einer euphorischen Stimmung kann hier also keine Rede sein – eher von Freude, den Börsengang als erste Linux-Aktie und Vorreiter geschafft zu haben. Wir sind auch keine Fonds- oder Investmentmanager, die Beteiligungen einfach verwalten, sondern die eine nachgewiesene Expertise im Aufbau von Unternehmen haben und dies in den Beteiligungsgesellschaften der Max21 als Geschäftsführer schon seit Jahren tun, so dass hier sichergestellt ist, dass die Beteiligungen eine ordentliche und werthaltige Entwicklung hingelegt haben und weiterhin hinlegen werden.
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