Revolution in der Softwareindustrie: Open Source als Geschäftsmodell

Sogar Microsoft, der wohl größte Hersteller proprietärer Software, hat verschiedene Open-Source-Praktiken – etwa die Freigabe von Code – übernommen. Der Code der PLM-Applikation von Aras zum Beispiel wird auf Microsofts Codeplex-Site zum Austausch von Programmcode gehostet und nutzt eine von Microsofts Shared-Source-Lizenzen. Microsofts Taktikänderung gegenüber Open Source ermöglichte es Aras überhaupt erst, seine Open-Source-Strategie umzusetzen.

„Früher wurden Microsoft und Open Source nie in einem Zusammenhang erwähnt. Aber uns war die weite Verbreitung von Microsoft-Infrastruktur bewusst, und, was noch wichtiger ist, das Potenzial, das sich Unternehmen bei Nutzung von Microsoft-Produkten eröffnet“, sagt Marc Lind, Vice President für Marketing bei Aras.

Während Aras plant, das gesamte Produkt zu „verschenken“, halten sich andere Software-Unternehmen eher zurück. ERP-Experte Open MFG ist ein Beispiel: Das Unternehmen entwickelt seine Applikation unter Verwendung der Open-Source-Postgre-SQL-Datenbank und Trolltechs Qt-Entwicklungsumgebung. Es hat einen kollaborativen Entwicklungsprozess eingeführt, bei dem Kunden und Wiederverkäufer sich an Anpassungen des Basisprodukts beteiligen können.

Risikokapitalgeber drängen Open MFG, seine Software vollständig zu öffnen. Aber CEO Ned Lilly bevorzugt den gemischten Ansatz. Er denke regelmäßig darüber nach, ob Open MFG seine Software kostenlos abgeben soll, doch bislang sei die Nachfrage bei den Kunden noch nicht gegeben. Der Vorteil eines vollständigen Open-Source-Ansatzes bestehe möglicherweise in der Attraktion vieler weiterer Kunden, besonders, da das Unternehmen gerade in Asien Fuß fassen will.

Er glaubt jedoch auch, dass viele Unternehmen den Quellcode von Produkten nur veröffentlicht haben, um ein schlecht entwickeltes Produkt wieder zum Leben zu erwecken. Das sei jedoch ein Fehler: „Es wird viele Leute geben, die das aus den falschen Gründen machen. Das Pendel kann schnell wieder zur anderen Seite ausschlagen. Dann werden die Leute fragen ‚Was haben wir uns bloß dabei gedacht, unsere Software zu verschenken?'“, so Lilly. „Sie werden auf Open Source schimpfen. Doch höchstwahrscheinlich wird der Fehler bei der Umsetzung oder im Bereich der Kundenbetreuung liegen – bei den ganzen altmodischen Dingen.“

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ZDNet.de Redaktion

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