Inspiriert von den milliardenschweren Übernahmen von Skype und Youtube haben Investoren in den vergangenen Monaten wieder mehr Kapital in europäische Unternehmen gepumpt. Besonderes Augenmerk legten die Kapitalgeber dabei auf die Bereiche Web 2.0 und Social Networking, berichtet das „Wall Street Journal“ (WSJ). Nach Berechnungen von Ernst & Young und Venture One wurde 2006 Venture Capital im Wert von 4,12 Milliarden Euro investiert. Das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr – soviel wie seit 2002 nicht mehr. Im Jahr 2000, auf dem Höhepunkt des Dot.com-Booms, hatte sich die Investitionssumme allerdings noch auf 20,6 Milliarden Euro belaufen.
Die Steigerung der vergangenen Monate habe eine Menge mit dem Wiederauftauchen des Internets für Verbraucher zu tun, so Graham O’Keeffe, Partner bei Atlas Venture. Nach dem Höhepunkt in den Jahren 1999 sowie 2000 und dem darauf folgenden Crash des Internet-Booms kämen die Leute nun wieder zurück. Darüber hinaus hat sich der Venture-One-Analyse zufolge der Trend zur Frühfinanzierung verstärkt. Bei 40 Prozent der Finanzierungsrunden investierten die Geldgeber in das frühe Unternehmensstadium, das von der Forschung und Produktkonzeption über die Unternehmensgründung bis hin zur Aufnahme der operativen Geschäftstätigkeit reicht. Insgesamt flossen hier im vergangenen Jahr 1,26 Milliarden Euro.
Allerdings sind die Investoren mittlerweile sehr viel wählerischer bei ihrer finanziellen Unterstützung. Während die Investitionssumme 2006 angestiegen ist, ging die Zahl der unterstützten Unternehmen deutlich zurück. Nach 1189 Firmen im Jahr 2005 kamen 2006 nur noch 867 europäische Unternehmen in den Genuss einer Kapitalspritze. Damit kletterte das durchschnittliche Volumen eines Venture-Capital-Deals auf 2,2 Millionen Euro und damit auf den höchsten Wert seit 1999. Eine Kurskorrektur sieht O’Keeffe laut WSJ darin aber nicht. Es habe sich nach dem Vorjahresboom vor allem im Schlussquartal eher um eine Atempause der Investoren gehandelt.
Während Europa also insgesamt auf einen kräftigen Aufwind verweisen kann, hinkt Deutschland in puncto Venture Capital zumindest im Technologie-Bereich hinterher. „Wir brauchen dringend bessere Rahmenbedingungen, um das Fundraising anzukurbeln und mehr Investitionen in wachstumsorientierte Unternehmen zu ermöglichen“, so Rolf Christof Dienst, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). Insbesondere in steuerlicher Hinsicht besteht offenbar noch Nachholbedarf.
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