BI: Information statt Intelligenz

Bewährt hat sich BI als Tool in den vergangenen Jahren jedoch bei der Sicherung von Management-Jobs. Die Werkzeuge wurden als scheinbar objektive Rechtfertigung für fast jede Entscheidung missbraucht. Unternehmerisches Risiko und das Wahrnehmen von Chancen kamen so unter die Räder. Dafür etablierten sich die BI-Tools auch auf immer mehr Management-Ebenen. Wer wagte es heute noch, seinem Vorgesetzten mit Vorschlägen zu kommen, die er nicht mit BI-Zahlen untermauern kann?

Doch wie zuverlässig sind die Zahlen aus dem BI-System? Winston Churchills Regel, wonach man keiner Statistik trauen soll, die man nicht selbst gefälscht hat, gilt häufig auch für Reports. Es geht dabei nämlich um Berichte mit Kennwerten, die sein Benutzer für seine Arbeit braucht und – ganz wichtig -, die er auch versteht. An ihnen lässt er sich messen und an ihnen richtet er sein Engagement aus. Das wird schwierig, wenn Kennzahlen und Reportvorgaben verändert, gar unternehmensweit standardisiert werden. In solchen Fällen übertragen die Manager die Inhalte der Reports gerne in ihre Spreadsheets und bearbeiten sie so lange, bis sie ihn ihr Arbeits- und Argumentationskonzept passen. Besprechungen arten dann gerne in Machtkämpfe darum aus, wessen Interpretation eines Reports sich durchsetzt.

Der Deutungsspielraum ergibt sich nicht nur aus Verständnisproblemen und Interessenverfolgung, sondern auch aus der Erfahrung, dass die Berichte die Situation nicht unbedingt so zuverlässig wiedergeben, wie es für eine sinnvolle Entscheidung nötig wäre. Eine der Ursachen dafür liegt in der uneindeutigen Definition der Kennzahlen. Über so genanntes Meta-Daten-Management versuchen Unternehmen und Konzerne sicherzustellen, dass jeder Mitarbeiter Kernbegriffe wie Umsatz oder Arbeitszeit auf die gleiche Weise verwendet. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, je nach Aufgabe verschiedene Definitionen (Sichten) nebeneinander zu verwenden. Unscharf ist bei Business Intelligence nicht nur der Begriff der Intelligence, sondern auch der des Business. Begriffsklauberei gehört daher zum Kern der Aufgabe.

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ZDNet.de Redaktion

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