Wie ein Itunes-Nutzer jetzt zufällig herausgefunden hat, lassen sich mit einer Datenbankfunktion der Apple-Software geklaute Musikstücke aufspüren. Als er eine CD der britischen Pianistin Joyce Hatto hochladen wollte, identifizierte die Software sie zwar richtigerweise als eine Komposition von Franz Liszt, markierte die CD aber als ein Werk des Künstlers Laszlo Simon. Die Länge der Stücke auf beiden Alben von Hatto und Simon waren identisch.
Da unabhängige Experten neben dem Liszt-Stück ein Dutzend weitere Werke in Itunes gefunden haben, die sowohl unter dem Urheber als auch unter Hattos Namen dort auftauchen, liegt der Verdacht nahe, dass die Pianistin von Simon geklaut hat. Auch in allen anderen Fällen handle es sich um ein und dieselbe Aufnahme, berichtet die Washington Post.
Ein anderer Experte will das Stück einem dritten Künstler zuschreiben. Seiner Meinung nach stammt es im Original von einem japanischen Pianisten. „Es ist nicht möglich, ein Klavierstück so akkurat nachzuspielen“, sagte einer der Fachleute. Jeder Künstler habe seinen ganz eigenen Rhythmus, ein Stück zu spielen. Hattos Werke seien teilweise nur verlangsamt worden, so dass die Übereinstimmung vielleicht nicht gleich aufgefallen sei.
Die Künstlerin kann sich gegen die Anschuldigungen nicht mehr wehren. Sie starb vergangenes Jahr im Alter von 77 Jahren an Krebs. Ihr Ehemann, der die Aufnahmen veröffentlicht hatte, beteuert seine und ihre Unschuld.
Wenn eine CD auf einen Computer geladen wird, identifiziert das Datenbank-Tool den Künstler und trägt ihn mit weiteren Informationen wie den Songtiteln automatisch in Itunes ein. Die von der kalifornischen Firma Gracenote entwickelte Technologie hat etwa vier Millionen CDs indexiert.
Da das Software-Feature offenbar ein gutes Werkzeug zum Aufspüren von Plagiaten ist, könnten jetzt auch andere Künstler und Musikproduzenten nach geklauten Originalen fahnden wollen. Entlarvte Musikfälscher müssten dann mit hohen Schadensersatzforderungen rechnen.
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