Internet-Vater kämpft für offenes Web

Tim Berners-Lee, Gründer des World Wide Web, hat sich vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses in Washington für ein Internet ohne Diskriminierungen ausgesprochen. „Man muss sicherstellen, dass das Web ein leeres Blatt Papier bleibt, eine leere Leinwand, etwas, das nicht die Neuerungen behindert, die schon hinter der nächsten Ecke warten können.“

Diese Aussage hat der zum Ritter geschlagene Ingenieur vor einem Ausschuss mit Abgeordneten des Repräsentantenhauses getroffen, der sich mit dem Internet und mit Telekommunikationsgesetzen befasst. Berners-Lee sagte, er meine damit, dass jeder das Web benutzen könne, egal, was für eine Soft- oder Hardware er benutze, welcher Internet Provider seine Verbindung herstelle, welche Sprache er spreche oder was für Behinderungen er habe.

Der Vater des Internet hatte sich schon vor der Ausschusssitzung für die Neutralität von Netzwerken ausgesprochen. Bei dieser Sitzung verkniff er es sich aber, sich zu den diversen Gesetzesvorlagen zu äußern, die im vergangenen Jahr eingebracht worden waren. „Ich kann nur sagen, dass ich glaube, dass für eine Gesellschaft, die auf dem World Wide Web aufbaut, ein Internet ohne Diskriminierungen sehr wichtig ist,“ sagte er. „Ich denke, dass das Kommunikationsmedium so wichtig für die Gesellschaft ist, dass wir es auch besonders behandeln müssen.“

Die Befürworter der Netzwerk-Neutralität erklären ihr Konzept folgendermaßen: Netzwerkanbieter wie Verizon oder Comcast sollen davon abgehalten werden, Inhaltsanbietern wie Google oder Amazon Extragebühren für Leitungspriorisierung zu berechnen. Der demokratische Abgeordnete Edward Markey, der die Anhörung arrangiert hatte, war im vergangenen Jahr einer der Hauptbefürworter für einen Antrag, der dieses Anliegen in Gesetzesform gebracht hätte.

Die Ansichten von Berners-Lee zum Thema Digital Rights Management (DRM) provozierten einige Fragen der republikanischen US-Abgeordneten Mary Bono, die mit dem verstorbenen Popstar und Kongressabgeordneten Sonny Bono, Partner von Cher, verheiratet war. Berners-Lee hatte sich für standardisierte und gebührenfreie Technik ausgesprochen. In seiner schriftlichen Stellungnahme hatte er die „abgeschlossene, proprietäre Kopierschutztechnik“ von Apple als ein Beispiel für einen Faktor bezeichnet, der eine Umsatzsteigerung beim Online-Musikgeschäft verhindert habe.

„Wie sollen Urheber in einer Welt ohne DRM für ihre Arbeit entlohnt werden?“ wollte Bono wissen. Berners-Lee sagte, es sei ein besserer Ansatz, Software zu entwickeln, die nachverfolgt, ob einer bestimmten Person eine bestimmte Datei gehört. „Ist das nicht so etwas wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung, die niemand kontrolliert?“ entgegnete Bono. Berners-Lee erwiderte darauf, dass DRM-Maßnahmen wie eine Radarkontrolle seien, die jeden Geschwindigkeitssünder zu einer Vollbremsung zwinge. „Ich tendiere zu dem Versuch, Software herzustellen, die zuerst das Richtige macht.“

ZDNet.de Redaktion

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