Mit dieser neuen offensiven Gangart beziehungsweise Sprachregelung sucht der Konzern offenbar auch nach neuen Marktchancen im Sinne einer Differenzierung zum Wettbewerb. „Andere Unternehmen haben mindestens ähnlich große Defizite, es bringt also nichts, mit dem Finger immer nur auf Microsoft zu zeigen“, so Stockem. Der Konzern setzt darauf, ein Verfahren zu etablieren, das weit über Deutschland hinausstrahle, etwa durch ein europäisches Gütesiegel.

Allerdings sei dessen Wirkung trotzdem von begrenztem Ausmaß, geben Experten zu bedenken. Denn das Label „Security made in Germany“, etwa nach dem Bundesauditgesetz, bedeute zwar einen datenschutzkonformen, aber nicht automatisch auch einen sicheren und vollständig datenschutzkonformen Softwareentwicklungsprozess. Zudem müsste das Prozedere sich auch auf andere Geschäftszweige erstrecken, etwa die von Microsoft zu Jahresbeginn gestartete Online-Werbeplattform „Digital Advertising Solutions“.

Schließlich wird unter diesem Label eine ganze Reihe von Microsoftprodukten und -diensten wie Windows Live und MSN beworben. Kompliziert dürfte in einem derart komplexen Metier auch der Anpassungsprozess an unterschiedliche Nutzergruppen und Endgeräte sein, etwa PC, Xbox, internetfähige Handys sowie PDAs, über die das Unternehmen seine Werbeplätze anbieten will.

Scharf kritisiert wird Microsoft nach wie vor von den Bürgerrechtlern des Center for Digital Democracy. Diese halten dem Konzern vor, die Nutzer mit seinen Produkten „Digital Advertising Solutions“ und „Adcenter Services“ weiter auszuspähen, ohne dass diese etwas davon bemerkten. So erfassen die Adcenter-Services ähnlich denen von Googles Adwords und Adsense die Suchanfragen der Nutzer zur Platzierung von Online-Werbung.

Fazit

Der Weg ist noch weit. Ein Güteschutzmerkmal im World Wide Web ist zweifellos ungleich aufwändiger zu realisieren, als in der „reinen“ Softwarentwicklung. Zudem scheint der Konzern in diesem Bereich eher zum Ausspähen der Nutzer geneigt, etwa durch mangelhafte oder fehlerhafte Einwilligungserklärungen per Mausklick. Dennoch könnte das vom ULD verliehene Datenschutzgütesiegel zumindest aus Imagegründen auch andere einheimische Branchengrößen zu mehr Transparenz im Datenschutz anspornen.

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ZDNet.de Redaktion

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