ICANN lehnt xxx-Domain ab

Die ICANN hat mit neun zu fünf Stimmen einen umstrittenen Antrag der ICM Registry abgelehnt, Porno-Websites eine eigene, freiwillige .xxx-Top-Level-Domain zu geben. ICM Registry hatte in den vergangenen Jahren versucht, sich zur Hauptregistrierungsstelle für solche Sites zu machen. Die „Internet Corporation for Assigned Names and Numbers“, die Domainnamen und Webadressen verwaltet, entschied, dass das Ansuchen der ICM zu viele Probleme mit den bestehenden Richtlinien verursache und sogar die Rolle der gemeinnützigen Organisation verändern könne.

„Die Antwort der ICM konnte nicht die Bedenken des Government Advisory Committees (GAC) der ICANN zu anstößigen Inhalte zerstreuen. Genauso wurden auch die Bedenken der GAC über den Schutz der gefährdeten Mitglieder der Internet-Community nicht berücksichtigt,“ stellte ICANN in dem Meeting fest. „Der Vorstand glaubt nicht, dass man diese Richtlinienprobleme mit den vom Antragsteller vorgeschlagenen Mechanismen glaubhaft lösen kann.“

ICANN merkte außerdem an, dass der ICM-Vorschlag Schwierigkeiten mit den Polizeibehörden weltweit verursachen könnte. Viele dieser Behörden hätten abweichende Vorschriften zum Thema Pornografie. „Es gibt sehr wahrscheinliche Szenarios, in denen die ICANN unter bestimmten Umständen dazu gezwungen wäre, auf absehbare Zeit Verwaltungs- und Aufsichtsbehörde für Web-Inhalte zu werden. Das ist nicht mit dem technischen Auftrag der Organisation vereinbar,“ verkündete die ICANN in dem Meeting.

Susan Crawford, eine ICANN-Direktorin, meint hingegen, dass der überarbeitete Vorschlag der ICM sehr wohl die Bedenken des GAC berücksichtige. Im Protokoll ihres Beitrags zum Meeting ist zu lesen: „Wir haben die Antragsteller aufgefordert, zu zeigen, dass ihre Community genau abgrenzbar ist, so dass man leicht feststellen kann, wer dazugehört. Sie sollten außerdem feststellen, dass die Community aus Personen besteht, die gemeinsame Bedürfnisse und Interessen haben, die sie von der restlichen globalen Internet-Community unterscheiden. Mir scheint, dass die Antragsteller hier tatsächlich eine Sponsored Community, eine mit Geld unterstützte Web-Gemeinschaft, für .xxx definiert haben: Es ist eine durch Selbsterklärung zustande gekommene Gruppe von volljährigen Webmastern, die zusammenarbeiten und bewährte Geschäftspraktiken in einem bestimmten und leicht zu identifizierenden Marktsegment umsetzen wollen.“

Der Vorschlag der ICM hat aber nicht nur Gegner in mehreren konservativen Gruppierungen, sondern auch innerhalb der Porno-Community. Einige Mitglieder hatten ihre Unterstützung des ICM-Vorschlags zurückgezogen, weil er einen „Rotlicht-Bezirk“ im Web einrichten helfe. Das wiederum würde Pläne erschweren, endlich zu einem Mainstream-Industriezweig zu werden.

ZDNet.de Redaktion

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