Der neue GPL-Entwurf: Friedensangebot mit Tücken

Als die Free Software Foundation
vor acht Monaten den letzten Entwurf zur wichtigsten Open-Source-Lizenz GPL 3 veröffentlichte, bereitete dieser einigen Fans von Open-Source-Software Bauchschmerzen. Unter ihnen waren auch Linus Torvalds, der die weltweite Entwicklung des Linux-Kernels koordiniert, sowie Hewlett-Packard (HP). Der dritte Entwurf wurde nun in einigen Punkten weniger hart formuliert. Allerdings hat er das Potenzial, das Linux-Geschäft von Novell zunichte zu machen.

Der neue Entwurf versucht einerseits, ideologische Ziele zu erreichen, und andererseits die Software-Branche nicht vor den Kopf zu stoßen. Letztere hat nämlich gerade erst damit begonnen, die 16 Jahre alte GPL 2 zu akzeptieren. „Irgendwann wird man so extrem, dass man seine Zuhörer verliert. Sie sehen sich dann nach etwas anderem um, etwas, das ihren geschäftlichen Interessen besser entspricht“, so Steve Mills, Senior Vice President des Software-Bereichs von IBM, bei einer Beratung über die neue GPL.

Wen meint er damit? Vielleicht Novell? Im Rahmen einer im Oktober bekannt gegebenen Patentpartnerschaft erklärte sich Microsoft bereit, die Käufer von Novells Suse Linux nicht wegen Verletzungen seiner Patente zu verklagen. Die neue GPL würde solche Arrangements verbieten, die Stiftung hat nach eigenen Angaben aber noch nicht entschieden, ob dieses Verbot sich nur auf zukünftige Vereinbarungen beziehen soll.

Falls bestehende Vereinbarungen rückwirkend betroffen sein sollten, könnte der Effekt auf Novell „katastrophal“ sein, sagte Mark Radcliffe, ein Fachanwalt für den Bereich geistiges Eigentum bei DLA Piper und Mitglied eines Komitees, das die Lizenz kommentiert. „Falls (die Vereinbarung mit Microsoft) dagegen verstößt, könnte es sein, dass einige Anbieter ihre Lizenzen zum Vertrieb von Linux beenden.“

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ZDNet.de Redaktion

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