Mit mehrmonatiger Verspätung und beinahe ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung von Firefox 2 steht nun auch der verwandte Mozilla-Mail-Client Thunderbird in Version 2.0 kurz vor seiner Veröffentlichung. „Natürlich ist der E-Mail-Client für das Mozilla-Projekt enorm wichtig. Die Aufregung und der Hype um Firefox werden vermutlich aber nicht zu toppen sein“, sagte Mozilla-Europa-Präsident Tristan Nitot.
Die Verspätung will Mozilla mit einer Reihe von Neuerungen wettmachen, die von optischen Nachbesserungen bis zum einfacheren Einrichten von Webmail-Accounts sowie einer verbesserten E-Mail-Verwaltung reicht. Die offensichtlichste optische Änderung betrifft die E-Mail-Benachrichtigung, die nun auch Absender, Betreff und den Beginn der Textmitteilung zusammenfassen. Ähnliches wird in Thunderbird 2 auch im Ordner-Menü angeboten, wo eine Zusammenfassung der neu erhaltenen E-Mails als Pop-up aufgerufen werden kann.
Nachgebessert wurde auch bei der Verwaltung von E-Mails. Ein neues Etiketten-System verspricht das leichtere Auffinden und Organisieren von Nachrichten. Im Gegensatz zur Vorgängerversion können derartige Tags auch vom Anwender in beliebiger Anzahl kreiert werden. Darüber hinaus ist die Zahl der verwendeten Etiketten für eine E-Mail unbegrenzt. Unterstützt wird die übersichtlichere Verwaltung durch die überarbeitete Suchfunktion, die nun bereits während des Tippens Suchergebnisse liefert. Dazu bietet Mozilla erstmals auch die Möglichkeit, Suchanfragen als virtuelle Ordner zu speichern. Diese können bei weiteren Sitzungen mit einem Mausklick erneut abgerufen werden.
Ein gut behütetes Geheimnis bleibt weiterhin der tatsächliche Veröffentlichungstermin. Mozilla zufolge wird es aber in den nächsten Tagen so weit sein, zumal eine letzte Testversion, der Release Candidate 1, bereits im Netz herumgeistert. Dass es wie bei Firefox 2 zu einer frühzeitigen Verbreitung der finalen Version über die Mozilla-eigenen FTP-Server kommen könnte, wollte Nitot nicht ausschließen. „Durch den im Vergleich zu Firefox weniger großen Ansturm, werden die einzelnen Server das schon aushalten“, zeigte sich Nitot zuversichtlich.
Während der beliebte Mozilla-Browser Firefox von rund 85-90 Millionen Usern verwendet wird, kommt Thunderbird laut Nitot derzeit auf etwa zehn Millionen Anwender. Damit stellt man im Vergleich zum Browser noch keine wirkliche Konkurrenz für Microsoft und dessen E-Mail-Programme dar.
„Die Frustration mit existierenden Microsoft-Lösungen ist im Browsersegment weitaus größer als bei E-Mail-Clients. Für die meisten Leute erfüllt Outlook einfach immer noch den Job“, erklärt sich Nitot den geringeren Erfolg von Thunderbird.
Dazu komme, dass es viel einfacher sei, seinen Browser zu wechseln als von einem Mailprogramm zu einem anderen umzusteigen. „Wenn man den Browser nicht mag, wechselt man halt wieder zurück und hat im Extremfall gerade einmal ein paar Lesezeichen verloren. Durch die Unsicherheit der Re-Importierung von E-Mail-Daten nach einem Programmwechsel sind Anwender hier viel vorsichtiger“, so Nitot. Während Thunderbird keine Probleme hat, bestehende Einstellungen und E-Mails von Konkurrenzprogrammen wie Outlook zu importieren, wird diese Funktion von den marktbeherrschenden Clients derzeit nicht angeboten.
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