Das Mobiltelefon könnte zum Alarmgerät des 21. Jahrhunderts werden. Die Tragödie an der Virginia-Tech-Hochschule hat gezeigt, das eine einfache SMS-Textnachricht Leben retten kann. Beim schlimmsten Amoklauf an einer Schule in der US-Geschichte kamen 33 Studenten und Professoren ums Leben. Die Schulleitung wurde im Nachhinein dafür kritisiert, die Studenten nicht rechtzeitig gewarnt zu haben.

„Unsere Vision ist es, die Mobiltelefon-Netzwerke so zu öffnen, dass Gemeinden, Behörden, Schulen und Universitäten besser mit den Menschen in ihrem Bereich kommunizieren“, sagt Rodger Desai, Präsident und CEO von Rave Wireless. Sein Unternehmen entwickelt Software-Lösungen für Universitäten, über die diese mit ihren Studenten per Handy Kontakt aufnehmen können. „Universitäten sind eine Welt im Kleinen. Dieselbe Technik kann in jeder Organisationsform benutzt werden, um die Mitglieder über Notfälle zu informieren, oder sie einfach über lokale Neuigkeiten auf dem Laufenden zu halten.“ Mehr als 233 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten haben Mobilfunkverträge, und viele Anwender sehen ihr Handy als den Gegenstand an, ohne den sie das Haus nicht verlassen würden. Jetzt geht es darum, diesen Haushaltsgegenstand des 21. Jahrhunderts als Informations- und Alarmmedium zu nutzen.

Verschiedene Unternehmen wie E2campus und Rave Wireless haben Lösungen im Angebot, die Universitäten für SMS-Warnmeldungen benutzen können. 70 der rund 3000 Hochschulen und Colleges in den Vereinigten Staaten setzten bereits Rave-Produkte ein. Dazu gehörten laut Desai die University of North Carolina at Chapel Hill, Quinnipiac University in Hamden, Conneticut, und Park University in Parkville, Missouri.

SMS-Meldungen sind aber nur eine Mobiltelefon-Anwendung, die Universitäten und andere Organisationen benutzen können, um Studenten, Bürger oder Kunden zu informieren. Rave Wireless verkauft außerdem „Rave Guardian“, eine Komplettlösung, die SMS-Dienste und Lokalisierung per GPS kombiniert. Damit sollen die Handys der Studenten zu Alarmgeräten werden, die im Notfall helfen können. Die Studenten beantragen den Dienst bei ihrer Schule, und geben dabei dem Sicherheitsdienst auf dem Campus die Möglichkeit, sie über ein Handy mit GPS-Funktionen zu orten. Da die Telekommunikationsbehörde FCC jetzt von allen Mobilfunkprovidern Ortungsfunktionen für das erweiterte Notrufsystem E911 verlangt, müssen alle neuen Modelle, die in den USA verkauft werden, diese Funktion haben.

Rave hat auch eine Software für einige Mobiltelefonmodelle entwickelt, dank der Studenten sich über einen Notschalter direkt mit dem zuständigen Sicherheitsdienst verbinden, falls sie sich bedroht fühlen. Die Software arbeitet mit dem Rave-Guardian-System zusammen. Es gibt laut Rave zusätzlich eine Timer-Funktion. Ein Student könne beispielsweise den Timer anschalten, wenn er sich in einer abgelegenen und einsamen Gegend bewegt. Wenn der Timer ablaufe, bevor der Student ihn deaktiviere, werde der Sicherheitsdienst alarmiert, und ein Wächter mache sich auf den Weg.

Rave Wireless verkauft seine Software und Dienstleitungen nach eigenen Angaben nur an Colleges und Universitäten. Das Unternehmen sei aber auch schon von Vertretern verschiedener Städte angesprochen worden, die die SMS-Meldungen und Rave Guardian in ihrem Bereich benutzen wollten. Laut Desai wären solche Alarmsysteme bei Katastrophen wie dem 11. September oder dem Hurrikan Katrina immens hilfreich gewesen. Während dieser Tragödien waren die Mobilfunk-Netzwerke mit Anrufen überlastet, SMS-Nachrichten kamen jedoch immer noch an. Das ist der Hauptgrund, warum das Department of Homeland Security untersucht, ob die Textmeldungen Teil des neuen digitalen Alarmsystems werden, das noch in diesem Jahr eingeführt werden soll.

ZDNet.de Redaktion

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