Bill Gates‘ Ankündigung erinnert an den vergessenen Roman „Öl für die Lampen Chinas“ der amerikanischen Schriftstellerin Alice Tisdale Hobart: In der 1935 verfilmten Geschichte verschenkt ein Handlungsreisender einer amerikanischen Ölfirma Petroleumlampen im noch unerschlossenen China, um dann mit dem Brennstoff sein Geld zu machen. Bei Microsoft geht um Software für die ländlichen Gebiete von Entwicklungsländern. Der mächtige Softwarekonzern will ein Softwarepaket auf den Markt bringen, das nur drei Dollar kosten soll.
Das Paket besteht aus dem Betriebssystem Windows XP Starter Edition, einer Verbrauchervariante der Bürosoftware Office und einer E-Mail-Software. Es ist nicht für den freien Handel bestimmt, sondern soll in erster Linie an Regierungen und Verwaltungsstellen von Entwicklungsländern für deren Förderprogramme abgeben werden. Damit ist dieses Produkt auf der Softwareseite mit den Hardwarebemühungen vergleichen, bei denen preiswerte Laptops – sie sollen etwa 100 Dollar kosten – für Kinder in Ländern wie Indien oder Afrika abgegeben werden. Dass in diesen Projekt vorwiegend Linux zum Einsatz kommen soll, kann Gates nicht gefallen.
Microsoft schätzt, dass heute etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt einen Zugang zu Computern haben. Das Ziel ist es nun, bis zum Jahre 2015 einer weiteren Milliarde diese Chance zu bieten. Trainingszentren von Microsoft gibt es derzeit in 139 Ländern und in 24 Sprachen mit etwa zwei Millionen Usern. Als zusätzliche Maßnahme zur Weiterverbreitung will Microsoft die Anzahl dieser Innovationszentren von 110 auf 200 erhöhen.
Wirtschaftlich steckt natürlich hinter diesem Vorhaben der Versuch, in den Entwicklungsländern mit ihren enormen Zuwächsen bleibend Fuß zu fassen. Dabei gilt die Devise: Wer sich als Kind an ein Produkt gewöhnt, kauft es dann als Erwachsener. Dies gilt in verstärktem Maße in den mächtigen Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien.
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