Der PC-Hersteller Dell versucht es zum zweiten Mal mit Linux als vorinstalliertem Betriebssystem. Diesmal ist es die neueste Version 7.04 der Ubuntu-Distribution mit dem Namen „Feisty Fawn“, zu deutsch „wackeres Kitz“. Laut Dell-Sprecher Kent Cook wird die Nummer Zwei bei den PC-Anbietern Ende Mai den Verkauf von Linux-Desktop-Rechnern und -Laptops für Privatanwender in den USA beginnen.
Die Meldung von der neue Linux-Strategie erschien zuerst auf der hauseigenen Ideastorm-Site. Dell hatte diese Site im Februar eingerichtet, um Kundenwünsche zu sammeln. „Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Dell in den USA in den nächsten Wochen Canonicals neueste Version, Ubuntu 7.04, als Option für einzelne Consumer-Modelle anbieten wird“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Cook wollte aber keine Preise nennen oder Angaben darüber machen, wie teuer die Linux-Rechner im Vergleich zu Windows-PCs sein werden. Dell gab aber bekannt, dass das Linux-Forum verbessert worden sei. Man habe ihm außerdem einen herausgehobenen Platz auf der Dell-Forums-Site gegeben.
Wer ein Dell-System kaufe, könne zusätzlich Support von Canonical erwerben, sagt Jane Silber, Director of Operations bei dem Startup-Unternehmen. „Der Markt ist reif“, so Silber. „Wir glauben, die Kombination aus Zeitpunkt, Technik und Partner ist richtig, um jetzt den Erfolg zu bringen.“ Über die finanziellen Details des Geschäfts wollte Canonical sich nicht äußern. „Es ist ein sehr wichtiges Projekt für uns, was die Entwicklung des Unternehmens angeht. Wie groß das Geschäft tatsächlich wird, hängt hauptsächlich davon ab, wie viele Maschinen verkauft werden. Wir glauben aber, dass es viele sein werden.“
Dell musste gegenüber Hewlett-Packard Marktanteil-Verluste hinnehmen. Jetzt versucht das Unternehmen, den direkten Kontakt zu seinen Kunden wieder zu festigen – eine Strategie, die lange Zeit ein Markenzeichen von Dell gewesen ist. PCs mit Linux seien laut Cook ein „überwältigender“ Wunsch auf der Ideastorm-Site gewesen. „Der Wunsch der Kunden war deutlich zu hören“, so Cook. Von denen, die Linux gewollt hätten, hätten sich nach Cooks Angaben 80 Prozent für Ubuntu entschieden.
Dell hatte 1999 damit begonnen, Linux-PCs zu verkaufen, 2000 kamen Linux-Laptops dazu. 2001 machte Dell aber eine Kehrtwendung und stellte die Linux-Linie wieder ein. Der Grund: mangelnde Nachfrage. Heute zertifiziert Dell Red-Hat– oder Suse-Linux für den Gebrauch auf einigen Geschäfts-PCs. Die Kunden müssen die Betriebssysteme aber selber installieren, außer wenn ein größerer Geschäftskunde eine Massenbestellung aufgibt. Nach Cooks Meinung haben sich die Zeiten aber geändert. „Wir glauben, dass es seit 2001 große Fortschritte gegeben hat“, so Cook. „Linux hat sich bis zu einem Punkt entwickelt, an dem es auch für Privatanwender interessant wird.“ Trotzdem sprächen Linux-PCs hauptsächlich Linux-Freaks an, was im Vergleich zu Windows Vista eine kleinere Zielgruppe sei. Von den 160,5 Millionen Betriebssystem-Lizenzen, die 2006 verkauft wurden, waren laut IDC 92 Prozent Windows-Lizenzen, verglichen mit 4,1 Prozent Mac-OS-X- und 3,8 Prozent Linux-Lizenzen.
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