Solaris soll das bessere Linux werden

Sun will Solaris um einige Linux-ähnliche Features erweitern, ohne dabei spezielle Solaris-Technologien aufzugeben. „Auch wenn wir Solaris an Linux angleichen, werden wir deshalb nicht die Wettbewerbsvorteile unseres Betriebssystems aufgeben“, sagt Suns Solaris-Chef Ian Murdock.

Damit ändert Sun seine Solaris-Strategie erheblich, denn bislang hatte man versucht, die eigene Unix-Version von der Linux-Konkurrenz weitestgehend abzuheben. So erhöhte Sun die Solaris-Performance, bot es als kostenlosen Download an, machte es zu Open Source und portierte es von den eigenen Sparc-Servern auf Server mit x86-Prozessoren von Intel und AMD.

Obwohl Linux und Solaris ähnlich sind, scheinen die Linux-Anwender bislang nicht mit Solaris klar zu kommen. „Solaris ist für die Linux-Welt zu ungewohnt. Wir müssen es deshalb mehr an die Gewohnheiten der Linux-User anpassen“, gibt Murdock an. Dahinter stehen massive wirtschaftliche Interessen. „Wer für Linux Software entwickelt, gehört zu unserer Zielgruppe, und mit ihr kann Sun viel Geld verdienen – also muss Solaris an ihre Gewohnheiten angepasst werden“, sagt Murdock.

Stephen O’Grady, Analyst bei Redmonk, hält das für einen besonders cleveren Schachzug: „Das löst einige Probleme von Solaris und erleichtert den Usern den Wechsel, ohne dass Sun das Rad neu erfinden muss.“

Doch so einfach wie von Murdock angekündigt ist die Umstellung nicht. Viele Basisoperationen, etwa der Befehl „IS“, um Dateilisten einsehen zu können, heißen in Solaris völlig anders. Solaris fehlen auch wichtige Linux-Werkzeuge für das Komprimieren, Downloaden und Installieren von Software, wie das apt-get von Debian. Der Installationsprozess von Linux ist laut Murdock aufgrund des Hardware-Supports wesentlich besser.

Eine weitere Schwachstelle von Solaris ist der 20 Jahre alte Kernel, eine Basis-Befehlsliste für Interface-Software, die noch nicht einmal die Rücktaste auf der Tastatur unterstützt. Linux hat außerdem Vorteile, wenn es um den Hardware-Support geht. Doch die Source-Codes können zwischen den beiden Systemen nicht einfach übertragen werden, da sie unter verschiedenen Open-Source-Lizenzen laufen. Würde, wie Sun-Chef Schwartz schon öfter angekündigt hat, Solaris unter der GPL-Lizenz veröffentlicht werden, unter der auch Linux steht, könnten die Codes theoretisch ausgetauscht werden.

Daneben gibt es technische Barrieren. Beispielsweise können die Treiber nicht einfach kopiert werden. Doch laut Murdock ist es möglich, mithilfe der „shim“-Software die Unterschiede der Interfaces abzuschwächen.

Einige Technologien von Solaris sind allerdings von großem Interesse für die Linux-User. Dazu gehören Dtrace, mit dessen Hilfe Administratoren Engpässe bei der Performance feststellen können, und ZFS, mit dem Storage-Systeme verlässlicher und einfacher zu verwalten sind. „Es muss ein Kompromiss her. Wir werden Solaris zu einem besseren Linux machen“, verspricht Murdock.

ZDNet.de Redaktion

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