Das Social-Networking-Portal Facebook führt einen eigenen Anzeigenmarktplatz ein und macht sich damit zum Mitbewerber klassischer Anzeigenblätter und Zeitungen. Die 22 Millionen aktiven Facebook-Nutzer können ab heute kostenlos Anzeigen ins Netz stellen. Das neue Angebot wird von anderen Portalen, die kostenlose Anzeigenmärkte bieten, mit besorgter Miene beobachtet. Vor allem dürften der Online-Anzeigenmarkt Craigslist und die Jobportale Monster sowie Careerbuilder die Entwicklung angespannt verfolgen.
Auf dem Marktplatz können die Facebook-Nutzer Anzeigen in den vier Rubriken Wohnen, Jobs, Verkaufen und Sonstiges inserieren. Käufer können sich ein Bild vom Verkäufer machen, indem sie prüfen, wie sie mit ihm verlinkt sind. „Es gibt keine anonymen Anzeigen. Wir zeigen den genauen Pfad, damit man einschätzen kann, wie vertrauenswürdig die Person ist“, sagte Facebook-Begründer Mark Zuckerberg der „New York Times“.
„Der Vorteil, Anzeigen mit Social Networking zu verbinden, ist, dass man etwas über den Verkäufer weiß“, sagt Charlene Li, Analystin bei Forrester Research. Zuckerbergs Ansatz wird allerdings von anderen Social-Networking-Portalen längst umgesetzt – darunter auch Facebooks größte Rivalen Myspace oder Friendster.
Das deutsche Pendant zu Facebook, Studi-VZ, bietet keinen Marktplatz an. Es gebe jedoch Überlegungen in diese Richtung: „Auf lange Sicht ist ein Marktplatz durchaus vorstellbar“, sagt Sprecher Julian Artope.
Obwohl der Anzeigenmarktplatz kostenlos ist, könnte er Facebook zusätzliche Einnahmen bescheren. Zuckerberg kann sich etwa vorstellen, Verkäufern kostenpflichtige Premium-Dienste anzubieten, um die Anzeigen in einem größeren Rahmen zu verbreiten. Auch themenrelevante Werbeanzeigen seien vorstellbar.
Traditionelle Medien, darunter insbesondere College-Zeitungen, die zum großen Teil von Anzeigen leben, fühlen sich von Facebooks neuem Angebot bedroht. „Wenn Facebook ein größeres Publikum zu bieten hat und zu einem geringeren Preis anbieten kann, werden die Leute ihre Werbedollars verschieben“, glaubt Daniel A. Jauernig, Geschäftsführer von Classified Ventures, einem Joint Venture aus fünf Medienunternehmen, darunter Tribune Company und Washington Post.
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