Das Marktforschungsinstitut In-Stat stellt in einer jetzt herausgegebenen Untersuchung fest, dass Vista keine nennenswerten Auswirkungen auf den PC-Markt hat. „Einige Kunden haben mit dem Kauf eines neuen Computers gewartet, um ein neues Betriebssystem zu bekommen. Diese Tatsache hat die Zahl der verkauften PCs in diesem Jahr leicht erhöht“, heißt es darin. „Meiner Ansicht nach ist Vista allein kein entscheidender Motivationsgrund um einen PC zu kaufen. Der Markt für Computer entwickelt sich gegenwärtig erwatungsgemäß“, behauptet Ian Lao, Marktforscher bei In-Stat.
Microsoft-Gründer Bill Gates hatte sich vergangene Woche vor einer Gruppe von Hardware-Ingenieuren damit gebrüstet, dass Vista seit der Einführung bereits 40 Millionen Mal verkauft worden sei. Doch ob dadurch auch mehr PCs verkauft wurden, ist weiterhin strittig, da sich wenige PC-Kunden bewusst für ein neues Betriebssystem entscheiden. Immer wenn Microsoft ein neues Betriebssystem herausbringt, wird es standardmäßig auf fast allen neu erhältlichen Rechnern mitgeliefert.
Dell hat aufgrund anhaltender Nachfrage für Windows XP seinen Kunden die Option auf Installation des alten Betriebssystems teilweise belassen. Auch Hewlett-Packard bietet noch immer XP für kleine und mittelständische Unternehmen an. „Anfang diesen Jahres hat sich der Markt etwas gewandelt. Der Trend hin zu Laptops hält weiterhin an, während sich die Verkäufe von Desktop-Computern etwas stabilisiert haben. Allerdings sehe ich bei keiner dieser Veränderung Vista als Grund“, erklärt Stephen Baker, Marktforscher bei NPD Techworld. „Ich glaube nicht, dass viele Kunden den Kauf eines PCs vom Betriebssystem abhängig machen.“
Microsoft hält weiterhin daran fest, dass der allgemeine Markt für PCs sowie Microsofts eigenes Geschäft kräftig von Vista profitiert hätten. Schließlich seien Microsofts Gewinne im ersten Quartal gestiegen, und der globale Markt für PC sei gleichzeitig um fast elf Prozent gewachsen. In einem E-Mail-Statement verbreitete das Unternehmen kürzlich die Ansicht, dass es „einer wachsenden Verbreitung von Windows Vista entgegensieht“.
Ein einflussreicher Faktor in diesem Markt sind Unternehmen, die ihre PCs upgraden. Doch bisher gibt es wenig Hinweise dafür, dass Firmen im Eiltempo zahlreiche neue PCs aufgrund von Vista anschaffen. Microsoft dagegen ist davon überzeugt, dass der Übergang von XP zu Vista schneller abläuft als bei früheren Betriebssystemen.
Hewlett-Packard sieht ein wachsendes Interesse größerer Unternehmen an Vista, die vermutlich interne Tests für die Einführung des neuen Systems mittlerweile abgeschlossen haben. Andere dagegen sagen mit Blick auf das nächste Jahr eine langsamere Adoption von Vista voraus. Selbst enge Microsoft-Partner wie Intel haben Vista noch nicht als firmeninternes Betriebssystem eingeführt. „Viele Firmen haben ihre PCs bereits 2005 und 2006 aufgerüstet und werden daher voraussichtlich erst 2009 oder 2010 auf Vista umsteigen“, vermutet Lao.
Ein weiterer Grund dafür, dass Vista kaum Auswirkungen auf die PC-Verkäufe hat, ist der Mangel an Soft- und Hardware, die speziell auf das neue System zugeschnitten ist. Microsoft steckt viel Energie in die Sicherstellung der Kompatibilität mit bereits vorhandener Software. Doch viele der neuartigen Features, die Windows Vista zu bieten hat, kommen erst dann richtig zum Einsatz, wenn die Entwickler Programme geschrieben haben, die diese neuen Funktionen auch ausnutzen.
Auch gibt es nur wenige Vorzeige-PCs, die direkt auf Vista zugeschnitten sind. Die meisten aktuellen Computer ähneln noch immer ihren XP-Vorgängern. „Es gibt sicher interessante Dinge, die man mit Vista machen kann. Allerdings haben PC-Hersteller dies noch nicht entdeckt“, meint Baker. Erst in der zweiten Hälfte diesen Jahres werden zusätzliche PC-Modelle mit konkreten Vista- Funktionen erwartet. „Ich denke, dass wir erst zum Jahresende ein starkes Wachstum von Vista erleben werden“, prophezeit Samir Bhavnani, Leiter der Forschungsabteilung bei Current Analysis West.
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