ZDNet: Stichwort HP: Das Unternehmen hat angekündigt, künftig mehrere Linux-Derivate zu unterstützen. So finden sich am Markt mittlerweile mehrere starke Linux-Distributionen: Knoblix, Ubuntu, Red Hat, Suse, Debian… Wiederholt der Linux-Markt den Fehler des Unix-Marktes, nämlich die Aufsplittung in zu viele verschiedene Versionen?
Knoblich: Diese Gefahr sehen wir nicht. Red Hat veröffentlicht alle zwei Jahre ein neues Release, das einen Schnappschuss des jeweiligen Upstream-Kernels enthält. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Distributionen. Somit ist eine Aufspaltung („Forking“) wie im Unix-Markt nicht gegeben. Zudem sind im kommerziellen Umfeld nur zwei Distributionen etabliert: Red Hat mit einem Marktanteil von über 80 Prozent und Novell/Suse. Dazu kommt jetzt vielleicht noch Oracle und Mandriva.
ZDNet: Nehmen Sie die Linux-Distribution von Oracle ernst?
Knoblich: Selbstverständlich nehmen wir das ernst, aber wir müssen abwarten: Die Frage ist eigentlich, ob sie ein Ökosystem aufbauen können. Unsere Stärke ist unter anderem sicherlich, unser Ökosystem mit mittlerweile über 2000 ISVs, die ihre Software auf Red Hat zertifizieren. Bisher sieht es nicht danach aus, als ob Oracle das auch gelingen könnte.
ZDNet: Oracle hat ja im vergangenen Jahr das Angebot abgegeben, den Support für Red-Hat-Installationen zu übernehmen. Merken Sie das, tut Ihnen das weh?
Knoblich: Wir bemerken natürlich, dass Oracle im Markt aktiv ist. Es gibt viele Red-Hat-Kunden, die beispielsweise die Datenbank einsetzen. Denen bietet Oracle natürlich sein eigenes Linux und Support an, andernfalls wären es schlechte Vertriebsleute. Insofern handelt es sich um eine klassische Konkurrenzsituation, aber die Zahlen sprechen nach wie vor für uns.
ZDNet: Sun hat Ian Murdock, den Gründer der Debian-Distribution, verpflichtet. Hätten Sie den auch gerne gehabt?
Knoblich: Wir versuchen immer, gute Leute für uns zu gewinnen. Aber eigentlich haben wir selbst schon sehr viele davon.
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