Yahoo hat einen neuen Chef. Der ehemalige Boss, Terry Semel, musste Anfang dieser Woche seinen Hut nehmen. Die Analysten in den amerikanischen Finanz-Gazetten sind sich einig: Der ehemalige Chef der Warner-Bros.-Filmstudios hatte aufs falsche Pferd gesetzt. Während Terry Semel mit Partnerschaften in der Filmindustrie für gute Inhaltsangebote im Yahoo-Portal sorgte, hat Erzrivale Google seine Suchtechnik systematisch weiter ausgebaut.
So gelang es der Google-Mannschaft von Eric Schmidt im kalifornischen Mountain View, eine solide Basis für Werbeeinnahmen aus dem Internet zu schaffen, die derzeit das Maß sind, an dem der Erfolg von führenden Unternehmen im Internet gemessen wird.
Und die jüngsten Finanzzahlen sprechen eine deutliche Sprache. Nach einem Bericht des San Jose Mercury News hat Google 2006 einen Umsatz von 10,6 Milliarden Dollar und einen Gewinn von drei Milliarden verbucht, Yahoo einen Umsatz von 6,4 Milliarden Dollar bei einem Gewinn von 751 Millionen Dollar. Auch gelang es Google, im Schnitt pro Suche in den USA einen Umsatz von zwölf Dollar zu erzielen, Yahoo nur acht Cents.
Der Hebel in der Schlacht um den Erfolg als führendes Internet-Unternehmen sind Suchmaschinen. Nach verschiedenen Zahlen in der US-Presse hat Google derzeit beim Suchen im Web einen Marktanteil von etwa 48 Prozent, Yahoo von 28 Prozent. Die entsprechende Zahl bei Microsoft dürfte zwischen 10 und 12 Prozent liegen.
Den Rücktritt von Semel hatten Investoren schon seit geraumer Zeit gefordert. Dass der Mann aus Hollywood am Montag seinen Hut nehmen musste, war also keine Überraschung. Inwieweit aber Mitgründer Jerry Yang als neuer Chef und die zum President beförderte Finanzchefin Susan Decker Yahoo zu neuen Ufern führen können, bleibt fraglich.
Die Wirtschaftgeschichte zeigt deutlich, dass es sehr schwer ist, einen Marktführer zu verdrängen, wenn er diese Position erst einmal erobert hat und keine schwerwiegenden Fehler macht. Diese These hat William H. Davidow in seinem 1986 erschienen Buch Marketing High Technology vertreten und am Beispiel Intel überzeugend belegt. Beobachter räumen dem Team Yang und Decker zumindest ein, dass beide für die Aufgabe besser gerüstet sind als Terry Semel: Yang versteht wesentlich mehr von den technischen Veränderungen, Decker genießt einen ausgezeichneten Ruf als Finanzmanagerin. Doch der Abstand zu Google ist erschreckend groß. Google kann sich derzeit vermutlich nur selbst schaden.
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