Nachdem Yahoos CEO Terry Semel letzten Montag seinen Rücktritt erklärt und eine großzügige Abfindung erhalten hatte, fordern Aktionäre nun die Auflösung des gesamten Aufsichtsrates.
Nach Monaten der Kritik hatte Terry Semel den Aufsichtsrat verlassen; Mitbegründer Jerry Yang ist als CEO zurückgekehrt. Jetzt führt Yang das Unternehmen Seite an Seite mit der Präsidentin Sue Decker. Doch eine wichtige Frage bleibt im Zuge der Personalveränderung bestehen: Muss sich auch der Aufsichtsrat, der Semel zu einem Jahresgehalt von zuletzt 71 Millionen Dollar verhalf, für seine Fehler verantworten?
Auf Yahoos Aktionärsversammlung vergangene Woche ließen viele Aktionäre ihrem Unmut über das Rekordgehalt für CEO Semel freien Lauf. Doch die Aufsichtsratmitglieder überstanden die Versammlung trotz der Kritik unbeschadet. Aber diese Versammlung könnte erst der Anfang einer gründlichen Umstrukturierung von Yahoos Führungsriege gewesen sein, denn einflussreiche Stimmrechts- und Interessenvertretungen wie die Institutional Shareholders Services (ISS) halten eine weit reichende Neuordnung des Managements für „eine sehr gute Idee“.
Die ISS hatte Yahoos Aufsichtsrat mehrmals aufgefordert, Semels Gehalt – er hat in den sechs Yahoo-Jahren 450 Millionen Dollar verdient – mehr an die Performance des Unternehmens zu knüpfen. Doch der Aufsichtsrat weigerte sich beharrlich und hielt die Bezüge aufgrund von Semels Fähigkeiten für gerechtfertigt. „Erst geben sie Terry ein riesiges Gehalt, und dann wird seine Amtszeit plötzlich beendet. Da stellt sich doch die Frage, ob das alles noch durchdacht ist“, sagt Patrick McGurn, Manager bei ISS.
Wie viele Unternehmen beobachtet auch Yahoo die Empfehlungen der ISS sehr aufmerksam. Denn ihre Klienten sind Großaktionäre wie Pensionsfonds, Investmentfonds und andere Groß-Investoren, die den Ratschlägen der ISS meistens folgen. Und die ISS hat ihren Klienten bereits geraten, nicht für die Wiederwahl des Gehaltsausschusses zu stimmen.
Auch der Aktiv-Investor Eric Jackson, Präsident der Unternehmensberatung Jackson Leadership Systems, verlangt, dass sieben von zehn Direktoren ihren Hut nehmen. „Ich will frischen Wind im Aufsichtsrat sehen. In letzter Zeit handelte das Gremium eher selbstgefällig. Ein jugendlicher Einfluss mit kritischen Fragen und neuen Perspektiven kann nur von Vorteil sein“, so Jackson.
„Yahoos Aufsichtsrat fühlt sich vollends den Aktionären und der Steigerung des Unternehmenswertes verpflichtet. Wir werden zusammen mit dem neuen CEO Jerry Yang Yahoos Management stärken, um unser enormes Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen“, sagte Helena Maus, Sprecherin bei Yahoo.
Doch angesichts der negativen Stimmung auf der Aktionärsversammlung könnte der Aufsichtsrat schon dieses Jahr neu besetzt werden, entweder durch Rücktritte oder entsprechende Neunominierungen.
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