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Deutschland ignoriert „Social Computing“

In Europa ist Social Computing in Form von Lesen und Verfassen von Blogs und Verbraucherkritiken, dem Hören von Podcasts sowie dem Erstellen so genannter RSS-Feeds auf dem Vormarsch. Nicht jedoch in Deutschland. Hier nehmen weniger als die Hälfte der Internet-Nutzer an Social-Computing-Aktivitäten teil. Dem stehen 60 Prozent aller europäischen Online-Nutzer gegenüber, die sich für diese Bereiche des Internets interessieren oder die Teile sozialer Netzwerke sind.

Diese Zahlen nennt eine neue Studie des Marktforschungsunternehmens Forrester Research, in der mehr als 7000 Internet-Nutzer in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, den Niederlanden und Schweden zu ihren Online-Aktivitäten befragt wurden. Das Ergebnis der Studie, die ein eindeutiges Profil für jedes untersuchte Land erstellt, zeigt auch, dass sich die Häufigkeit und Intensität der Nutzung von Social Computing von Land zu Land unterscheidet.

„Es gibt viele Gründe für das unterschiedliche Verhalten in sozialen Netzwerken,“ sagt Senior-Analystin Mary Beth Kemp von Forrester Research. „So unterscheiden sich die Länder auch hinsichtlich ihres Internet-Einsatzes: Nur 40 Prozent der spanischen und 44 Prozent der italienischen Internet-Nutzer sind regelmäßig online. Auch der Zugang zum Internet bleibt eine Herausforderung, der Breitbandzugang ist bei weitem nicht universal: ein Viertel der Deutschen verfügt nach wie vor lediglich über eine Modemverbindung oder ISDN-Netzwerke. Um wirklich von den unterschiedlichen medialen Schauplätzen im Internet zu profitieren, sollten Marketingspezialisten länderspezifische Richtlinien bei der Erstellung ihrer Prioritäten für „Social Media“ unbedingt beachten“, sagte Mary Beth Kemp. „Internet-Marketing-Spezialisten können den Erfolg ihrer „Social Computing“-Strategie durch die Nutzung länderspezifischer Differenzen maximieren, indem sie sich auf diejenigen „Social Computing“-Anwendungen konzentrieren, die auf das größte Nutzerinteresse stoßen“.

Weitere Kernaussagen der Studie sind, dass in Deutschland weniger als die Hälfte der Internet-Nutzer in „Social Computing“-Aktivitäten involviert ist und nur acht Prozent der Internet-Nutzer Mitglied in sozialen Netzwerken sind – diese Zahl schließt auch die fünf Prozent mit ein, die angeben, ihr Netzwerk nur selten zu besuchen. Deutschland hat auch die geringste Anzahl an aktiven Bloggern – lediglich ein Prozent – und mit 16 Prozent die niedrigste Prozentzahl an Lesern der Internettagebücher.

Während Nutzer aus Schweden und Großbritannien sozialen Netzwerken im Internet positiv gegenüberstehen, sind neben den deutschen Nutzern die französischen Nutzer davon weitestgehend unbeeindruckt. Mehr als ein Drittel der Nutzer in Großbritannien gehören mindestens einem sozialen Netzwerk an – das sind doppelt so viele wie der Durchschnitt Europas.

Ferner brachte die Studie zutage, dass das Lesen von Kritiken und Bewertungen den größten Teil der „Social Computing“-Aktivitäten ausmacht. Fast ein Drittel der europäischen Internet-Nutzer nimmt an diesen Aktivitäten teil. Neun Prozent aller Europäer führen ein Blog oder veröffentlichen Webseiten. Hier sind die Niederländer besonders produktiv: 15 Prozent von ihnen unterhalten einen Blog oder eine Webseite. Während Spanier häufig Webseiten öffentlich kommentieren, sind die Deutschen im Großen und Ganzen nur widerwillig bereit, ihre Meinung online kundzutun.

Umfrage-Modalitäten

Die Daten, auf denen die Ergebnisse basieren, stammen aus der „Forrester Q3 2006 Media-, Marketing- und Retail-Survey“, in der 7377 Online-Nutzer aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, den Niederlanden und Schweden befragt wurden. Die Erhebung ist repräsentativ für die europäische Internet-Grundgesamtheit, die älter als 16 Jahre ist.

Die in der Studie behandelten Konsumententhemen beinhalten Untersuchungen zum Nutzungsverhalten der Technologie, von Internetzugängen und den heimischen Anschlüssen sowie dem Online-Einkaufsverhalten und der Online-Nutzung generell. Darüber hinaus befasst sich die Untersuchung mit dem Interesse der Nutzer an unterschiedlichen Online-Aktivitäten: Social Computing, Medienkonsum sowie bevorzugte Medienquellen. Ebenso dazu gehören Fragen zum Vertrauen und der Sicherheit, zur Einstellung zu Werbung im Internet, zu Geschäfts- und Urlaubsreisen, bevorzugten Einkaufskanälen, mobilem Marketing sowie zur Demographie und zur technographische Segmentation. Das Marktforschungsinstitut Ipsos übernahm die Feldarbeit im Juli 2006.

ZDNet.de Redaktion

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