Vor 13 Jahren arbeitete Jerry Yang an seiner Promotion im Fach Elektrotechnik an der Stanford University. Zusammen mit seinem Kommilitonen David Filo entwickelte er „Jerry Yang’s Guide to the World Wide Web“. Sie verließen die Uni, um auf Basis ihres Projekts ein Unternehmen zu gründen, das sie „Yahoo“ nannten. Es wurde zur Nummer 1 unter den Suchmaschinen im Internet. Und dann von Google abgelöst.
Vergangenen Monat hat Jerry Yang den Posten des CEO bei Yahoo übernommen. Wieder einmal. Er löste Terry Semel ab, der diese Position mehrere Jahre innehatte. Semel, der von Warner Bros. abgeworben worden war, wo er 2001 als CEO arbeitete, wurde auf der letzten Hauptversammlung für die schwachen Finanzergebnisse der letzten Zeit kritisiert. Ein Vorschlag, seine Vergütung – insgesamt 70 Millionen Dollar, trotz eines Jahresverdiensts von einer Millionen Dollar (was ihn zu einem der höchstbezahlten CEOs in Amerika macht) – vom finanziellen Abschneiden des Unternehmens abhängig zu machen, bekam einen relativ großen Stimmenanteil. 30 Prozent der Aktionäre sprachen sich dafür aus. Mittlerweile haben die Aktionäre den Vorstand mit nur 66 Prozent der Stimmen wiedergewählt, was weit weniger als die üblichen 80 bis 90 Prozent sind.
Semel wird vermutlich die Position des Vorsitzenden ohne Geschäftsbereich übernehmen und als Berater des Managements und Vorstands fungieren. Reicht dieses Stühlerücken in der Chefetage des Suchmaschinenunternehmens, um die verblasste Macht wiederzubeleben? Ist Yang, der das Unternehmen von der Garagen-Company zum Branchenriesen machte, dem aber die Management-Expertise und der Geschäftssinn Semels fehlen, die richtige Person für diese Rolle? Bei einem Unternehmen, das wieder im Suchgeschäft auf die Beine kommen will, und das um Marktanteile im lukrativen Online-Anzeigenmarkt kämpft, die man an Google verloren hat? Kann Yang dem Konkurrenten und neuen Fixstern am Internet-Firmament das Führungszepter wieder entreißen?
Analysten und frühere Yahoo-Mitarbeiter sagen „Ja“, wenn man ihnen diese Fragen stellt. Aber nur mit der neu ernannten Yahoo-Präsidentin Sue Decker an seiner Seite, sagen sie. Und einige spekulieren, dass er nur als Lückenbüßer herhalten soll, bis Decker soweit ist, die Herrschaft zu übernehmen.
„Yang hat mit Sue Decker als Präsidentin einen starken Rückhalt“, so Charlene Li, Analystin bei Forrester Research. „In der Hauptsache fehlt ihm die starke Management-Erfahrung in einem großen, komplexen Unternehmen Semel hat Disziplin mitgebracht, jetzt braucht man eine Vision. Yang verfügt definitiv über die Glaubwürdigkeit, dies zu schaffen.“ Li sagt auch: „Man musste etwas tun, zu diesem Zeitpunkt gab es die Einstellung ‚Jeder außer Terry‘.“
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