Categories: SicherheitVirus

Antivirensoftware übersieht möglicherweise Polizei-Spyware

Eine Entscheidung eines amerikanischen Bundesgerichtshof hat die Frage aufgeworfen, ob Antivirenprogramme eine heimlich von der Polizei platzierte Spyware übersehen. Im dem Fall hatten Verfassungsschützer einen Keylogger installiert, um die immer häufiger benutzte Datenverschlüsselung auf dem PC eines Verdächtigen zu umgehen. Damit konnte der Schriftverkehr eines möglichen Ecstasy-Herstellers vollständig überwacht werden.

Den Vorwurf, heimlich mit der Polizei zu kooperieren, wiesen auf Nachfrage alle 13 befragten Antivirensoftware-Hersteller zurück. Einige gaben allerdings zu, dass sie die Kunden nicht über diese so genannte Fedware informieren würden, wenn sie durch ein Gerichtsurteil dazu gezwungen wären.

Die US-Gesetzgebung auf diesem Gebiet ist derzeit allerdings alles andere als eindeutig. Fraglich ist vor allem, ob die Gesetzeshüter tatsächlich das Recht haben, Sicherheitsfirmen dazu zu zwingen, ihre Antivirensoftware für die Fedware durchlässig zu machen. „Wenn die Regierung wirklich solch eine Verfügung durchzudrücken versucht, stößt sie damit an die Grenzen unseres Gesetzes“, sagt Kevin Bankston, Anwalt bei der Electronic Frontier Foundation. Theoretisch könnten die Regierungsstellen allerdings eine gerichtliche Verfügung erwirken, die die Sicherheitsunternehmen dazu zwingt, die Spyware bei ihren Kunden durch ein automatisches Update-Feature zu installieren.

Ein solches Urteil birgt ganz neue Gefahren in sich. So könnte es für die Sicherheitssoftware eine ernste Schwachstelle bedeuten: Wenn boshaft gesinnte Vertreiber von Spyware clever genug wären, die erlaubte Regierungsspyware zu imitieren, würden die Antivirus-Programme einen solchen Angriff nicht erkennen.

Weiterhin ist fraglich, ob potenzielle Kriminelle sich nicht einfach der Open-Source-Software zuwenden. Diese öffnet der Polizei mit einer wesentlich geringeren Wahrscheinlichkeit eine Hintertür für ihre Überwachungsmanöver. Sowohl Clamav als auch Openantivirus.org bieten schon eine Antivirensoftware im Open-Source-Format an, die sich von einer CD-ROM starten lässt und die die Festplatte auf böswillige Manipulationen inspiziert.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

5 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

23 Stunden ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

1 Tag ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

1 Tag ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

1 Tag ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

1 Tag ago