GPL 3 bringt die IT-Branche in Unordnung

Novell hingegen behauptet immer noch, Software unter der GPLv3 werde unterstützt. „Unabhängig von der Position von Microsoft möchten wir noch einmal unsere Verpflichtung unseren Kunden gegenüber klarstellen. Novell wird auch weiterhin Suse Linux Enterprise Server mit sämtlichen Funktionen und Features anbieten, einschließlich solcher Komponenten, die unter der GPL 3 lizenziert sind“, so das Unternehmen offiziell.

Die Free Software Foundation ist daher der Meinung, dass Microsoft trotz anders lautender Behauptungen aufgrund seines Verhaltens als Partei der GPL 3 angesehen werden kann. „Wenn sie (Microsoft) wirklich überzeugt sind, dass die GPL 3 kein Hindernis darstellt für ihre Patenvereinbarungen mit Anbietern freier Software, warum gelten ihre Zertifikate dann nicht für Programme unter der GPL 3?“, gibt Brett Smith zu bedenken, Licensing Compliance Engineer der Foundation. „Für mich sieht es ganz so aus, als würden sie es doch mit der Angst bekommen.“

Bislang unterliegen die vielen Komponenten von Suse Linux Enterprise Server einer Vielzahl unterschiedlicher Lizenzen, wobei noch keine des derzeitigen Produkts die GPL 3 verwendet. Aber ein weit verbreitetes Utility, der Befehl „tar“ zum Komprimieren und Dekomprimieren von Dateien, wurde bereits unter die GPL 3 gestellt. Und Novell sagt, man beabsichtige, bei künftigen Updates auch GPL-3-Komponenten zu verwenden

Microsofts Präventivschlag verdeutlicht, wie ernst das Unternehmen die GPL inzwischen nimmt. Und es zeigt, mit welch komplizierten Urheberrechtsfragen Softwarebenutzer rechnen müssen, wenn es zum Zusammenstoß der Welten proprietärer und freier Software kommt.

Novell steht im Zentrum dieser Auseinandersetzung, denn es vertreibt beide Arten von Software. Einerseits ist man eine kontroverse Partnerschaft mit Microsoft eingegangen, die für die erforderlichen Umsätze sorgt. Aber andererseits nimmt man öffentlich gegen Microsofts Behauptung Stellung, dass Linux sowie andere Free und Open-Source-Software deren Patente verletze.

„Für die Kunden stellt sich nun die Frage, wie sie diese Partnerschaft jetzt verstehen sollen, da Microsoft und Novell unterschiedlicher Auffassung sind, was Support, Patent und Implikationen betrifft“, meint Redmonk-Analyst Stephen O’Grady. Zwei große Kunden, welche die Zertifikate bereits gekauft haben, die American International Group und die Deutsche Bank, wollten auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben.

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ZDNet.de Redaktion

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