GPL 3 bringt die IT-Branche in Unordnung

Die GNU General Public License (GPL) ist die am häufigsten verwendete Lizenz im Open-Source-Bereich. Mehr als 30.000 Projekte verwenden sie – das sind etwa 66 Prozent aller Open-Source-Projekte, die auf der Freshmeat-Website registriert sind.

Nach einer 18-monatigen, gelegentlich heftigen Debatte hat die Free Software Foundation Ende Mai die Version 3
der General Public License veröffentlicht. Die neue Lizenz passt sich an die veränderten Gegebenheiten in der Softwarebranche an. 16 Jahre ist es her, seit der Gründer und Präsident der Foundation, Richard Stallman, die GPL 2 herausbrachte. Eine der größten Veränderungen seither besteht darin, dass die Free- und Open-Source-Programmierbewegung sich von einer akademischen, juristischen und philosophischen Kuriosität zu einer machtvollen Kraft der kommerziellen Softwareindustrie gewandelt hat. Den Text der neuen Lizenz kann man auf einer Webseite der Foundation zum Thema GNU (Gnu’s Not Unix) nachlesen.

Zahlreiche Parteien wollten bei Entstehung der neuen Lizenz mitreden. Daher fasste die Foundation viele von ihnen in Ausschüssen zusammen, um den neuen Entwurf zu erstellen. „Diese unterschiedlichen Gruppen hatten alle Gelegenheit, sich bei wichtigen Themen, denen sich die Free-Software-Gemeinde heute gegenübersieht, auf eine gemeinsame Basis zu einigen“, so Peter Brown, Geschäftsführer der Foundation. Die endgültige Version entspreche im Wesentlichen dem abschließenden Entwurf, der vor mehreren Monaten veröffentlicht wurde.

Nun stellt sich die Frage, wie die Branche mit dem neuen Werk umgehen wird. Eine Reihe von Unternehmen begrüßte umgehend die neue Version der Lizenz, darunter IBM, die marktführenden Linux-Anbieter Red Hat und Novell sowie Open-Source-Datenbank-Spezialist My SQL . „IBM wird künftig Code unter der GPL 3 veröffentlichen. Wir werden unseren Kunden sagen, dass wir damit zufrieden sind“, erklärte Dan Frye, Vice President of IBM Open Systems Development. „Wie bei jedem Konsensprozess werden einem nicht alle Wünsche erfüllt, aber wir konnten unsere Meinung äußern. Das Ergebnis ist auf jeden Fall eine kommerziell einsetzbare Lizenz.“

Sun Microsystems, das sich bei Java und dem Ultrasparc-T1-Prozessordesign für die GPL 2 entschieden hat, ist noch unentschieden, so Chief Open Source Officer Simon Phipps. Er nennt die GPL 3 allerdings „ein starkes und marktveränderndes Dokument“.

Die große Frage bleibt aber, ob das prominenteste GPL-Projekt, der Linux-Kernel, zur neuen Lizenz wechseln wird. Der Hauptentwickler des Linux-Kernels, Linus Torvalds, hat zum Ausdruck gebracht, dass er die GPL 2 bevorzugt.

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ZDNet.de Redaktion

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