Thunderbird: Mozilla rudert zurück

Mozilla-Chefin Mitchell Baker fühlt sich bezüglich einer möglichen Ausglederung des E-Mail-Clients Thunderbird missverstanden. Thunderbird sei weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Mozilla-Vision. Es gehe nur darum, wie der weitaus erfolgreichere Browser Firefox und Thunderbird in ihrer Entwicklung bestmöglich gefördert werden könnten, so Baker.

Baker hatte vor einigen Tagen die Weiterentwicklung von Thunderbird unter der Dachmarke von Mozilla in Frage gestellt. Seither will die Diskussion über die Zukunft des alternativen Mail-Clients in den Blog- und Diskussionsforen nicht verstummen. Neben konstruktiven Vorschlägen hagelte es heftige Kritik, weil die Foundation ihre eigene Erfindung abstoßen wolle.

In der Open-Source-Gemeinde stimmen immerhin viele einer der vorgeschlagenen Optionen zu – nämlich der, Thunderbird wie Seamonkey als weniger straff organisiertes Community-Projekt weiterzuentwickeln. „Ich denke, dass es im Endeffekt auf eine derartige Lösung hinauslaufen wird“, sagt Seamonkey-Entwickler Robert Kaiser. Dass ein eher locker gegliedertes Team ein derartiges Projekt erfolgreich führen kann, habe Seamonkey in den vergangenen Monaten und Jahren bewiesen. „Derzeit gibt es mehr Aktivitäten hinter Seamonkey als hinter Thunderbird, und das, obwohl Thunderbird sicherlich mehr User hat.“

Neben Baker, die beteuert, den E-Mail-Client nicht mutwillig aufgeben zu wollen, hat die Diskussion auch weitere ranghohe Mozilla-Verantwortliche auf den Plan gerufen. Es gehe nicht darum, Thunderbird aufzugeben, schreibt der langjährige Mozilla-Mitarbeiter Asa Dotzler in seinem Blogeintrag. Vielmehr wolle man die Entwicklungsprozesse beschleunigen und die richtige Organisation für den erfolgreichen Fortbestand des Clients finden. Kritikern gibt Dotzler zu verstehen, sie sollten sich mehr beim Entwicklungsprozess engagieren und aktiv zur Verbreitung von Thunderbird beitragen, wenn sie das Projekt retten wollten.

„Thunderbird wurde in letzter Zeit von der Mozilla Corporation sehr stiefmütterlich behandelt“, so Kaiser. „Ich hoffe daher, dass eine Lösung gefunden werden kann, die Thunderbird mehr Eigenständigkeit und ein deutlicheres Profil verschafft. Optimal wäre zudem, wenn weiterhin Entwickler hauptberuflich daran arbeiten könnten.“ Dass etwas gegen die derzeitige Situation unternommen werden muss, steht für den Open-Source-Experten aber außer Frage. „Denn sonst geht Thunderbird von selbst unter, und das will keiner von uns.“

ZDNet.de Redaktion

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