Der US-Internet-Provider Earthlink hat am Dienstag angekündigt, dass er aufgrund von Kosteneinsparungen 900 Mitarbeitern kündigt. Das entspricht etwa der Hälfte aller Angestellten. „Seit vier Quartalen schreiben wir rote Zahlen, und unser Aktienkurs sinkt unaufhörlich. Wir müssen unseren Wert für die Aktionäre wieder steigern und alle Jobs eliminieren, die nicht direkt für Umsatz oder neue Kunden sorgen“, sagte Earthlinks CEO Rolla Huff.
Noch immer generiert Earthlinks herkömmliches Modem-Einwahl- und Breitbandgeschäft den Großteil des Umsatzes. Allein im zweiten Quartal des Jahres 2007 verlor Earthlink nach eigenen Angaben insgesamt 177.000 Abonnenten, die meisten davon Einwahl-Kunden. Insgesamt wird Earthlink im Jahre 2007 schätzungsweise 650.000 bis 700.000 Kunden verlieren.
Vor allem im Breitband-Geschäft sieht sich Earthlink starker Konkurrenz gegenüber: AT&T verlangt für den schnellen Internetzugang mit bis zu 1,5 MBit/s nur noch 20 Dollar pro Monat. Auch Verizons Gebühr für einen Breitbandzugang mit 768 KBit/s beträgt bei einer zweijährigen Vertragsbindung lediglich 15 Dollar pro Monat.
Auch Earthlinks neueste Initiative, der Betrieb von kommunalen öffentlichen WLAN-Netzen, könnte von Streichungen betroffen sein. Vor zwei Jahren wurde dieser Geschäftsbereich aus der Taufe gehoben, um neue Kunden zu akquirieren und durch eine eigene Infrastruktur unabhängig von der Konkurrenz zu sein. Doch bis heute hat die Initiative die Erwartungen nicht erfüllt. Daher soll bis zur Entwicklung einer neuen Geschäftsstrategie auch kein Geld mehr in diesen Bereich fließen.
Hinzu kommt, dass viele Städte aufgrund politischer und finanzieller Querelen das Interesse an einem öffentlichen WLAN verloren haben. „Earthlink hat seine Strategie zu sehr auf den Einzelkunden ausgerichtet und kommt damit nicht gegen Verizon und die anderen Kabelanbieter an. Das Unternehmen sollte eher verlockende Angebote für die Städte anbieten, die sie für Bereiche wie öffentliche Verwaltung und Kommunikation nutzen können“, schlägt Ron Sege vor, der CEO der Firma Tropos, die bislang für Earthlink die Infrastruktur aufgebaut hat. Im Idealfall könnten auch Geschäftskunden Earthlinks Dienste in allen erschlossenenen Städte nutzen, doch dazu muss das Netzwerk noch kräftig ausgebaut werden.
Huff schloss nicht aus, dass Earthlink WLAN-Netzwerke in weiteren Städten errichten wird. „Dazu müssen wir aber unser Geschäftsmodell komplett umkrempeln. Mit der derzeitigen Strategie wird es keine neuen Investitionen in städtische WLAN-Netze geben.“
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