Wikipedia verliert laufend engagierte Autoren

Die Mitgliederzahlen der englischsprachigen Wikipedia-Version sind erstmals seit Januar 2001 gesunken. Auch die engagierten Autoren machen sich rar. Wie der Wikipedia-Autor Robert Rohde in seinen Erhebungen zeigt, sind die Neuanmeldungen im Laufe dieses Jahres deutlich zurückgegangen. Zu Beginn des Jahres habe das Internet-Lexikon mit täglich rund 10.000 Registrierungen zwar ein Allzeithoch erreicht, danach allerdings sei die Mitgliederzahl um ein Drittel gesunken.

Ein möglicher Grund für die Flaute ist der zunehmend rauer gewordene Umgangston innerhalb der Community. Das Portal geriet im Laufe der vergangenen Monate zunehmend in die Kritik, da Beiträge immer häufiger von Administratoren verändert oder sogar gelöscht wurden. Von Betreiberseite rechtfertigt man diese Vorgänge mit einem Qualitätsanspruch, der sicherstellen soll, dass das vermittelte Wissen fundiert ist. Um langfristig als Informationsquelle erfolgreich zu sein, wird immer mehr auf Seriosität und Verlässlichkeit geachtet. Der liberale und offene Grundsatz, dem die Enzyklopädie ursprünglich folgte, geht nach Meinung vieler Kritiker damit allerdings verloren.

„Ein Rückgang der Mitgliederzahlen lässt sich auf der deutschsprachigen Seite nicht beobachten. Die letzten Zahlen von Mai dieses Jahres zeigen auch, dass die Aktivitäten relativ konstant geblieben sind“, hält Arne Klempert, Geschäftsführer Wikimedia Deutschland, Rohdes Erhebungen entgegen.

Bis März 2007 verzeichnete die deutsche Wikipedia-Seite rund 1000 Autoren, die mehr als 100 Artikel pro Monat beisteuerten, und rund 8000 Autoren mit mehr als fünf Artikeln monatlich. „Diese Zahlen beziehen sich auf registrierte Mitglieder. Darüber hinaus gibt es eine beachtliche Menge an Nutzern, die anonym mitarbeiten“, so Klempert. Auch einen Rückgang des Engagements könne er nicht bestätigen, wenngleich sich dieses nicht in konkrete Zahlen fassen lasse.

Nicht von der Hand zu weisen ist jedenfalls, dass mittlerweile viele Community-Mitglieder über vorschnelle oder zu radikale Artikel-Änderungen verärgert sind. Für Aufregung hatte auch die Löschung eines Beitrages eines der beiden Wikipedia-Gründer gesorgt. Ein 19-jähriger Administrator des Portals hatte einen Artikel von Jimmy Wales über die Karriere eines Restaurantbesitzers wegen „Irrelevanz“ von der Webseite genommen. Viele Nutzer berichten in Diskussionsforen, dass sie von Administratorenseite zurechtgewiesen wurden oder sich für ihre „unwichtigen“ Themen rechtfertigen mussten.

ZDNet.de Redaktion

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