„IT soll von ITlern, Justiz von Juristen gemacht werden“


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Walther Bredl, Ministerialrat und Leiter des IuK-Referats im Bayerischen Staatsministerium der Justiz, führt das Projekt Bajtech 2000 an. In seinem Rahmen werden 12.300 Arbeitsplätze der Justizverwaltung in Bayern auf den elektronischen Rechtsverkehr vorbereitet. Bereits 1999 hatte sich die bayerische Justiz entschieden, vorhandene EDV-Anlagen durch vernetzte IT-Systeme abzulösen, ein Justiznetz aufzubauen und neue IT-Fachverfahren zu entwickeln. ZDNet sprach im Rahmen von „CIOs im Interview“ mit Walther Bredl.

Herr Bredl, Sie sind verantwortlich für die IT-Infrastruktur der Bayrischen Justiz. Können Sie uns kurz ein Bild dieser Infrastruktur geben?

Wir haben in der Bayrischen Justiz etwa 12.300 Arbeitsplätze. Sie sind inzwischen auch sämtlich mit IT-Systemen ausgestattet – gerade führen wir Verbesserungen durch. Wir achten auf eine ständige Modernisierung dieser Arbeitsplätze.

12.300 Arbeitsplätze – dahinter hängen aber sicher noch massenhaft Server. Bei der Justiz muss vermutlich auch sehr viel gespeichert werden. Wie sieht das Rechenzentrum aus?

Wir sind derzeit dabei, uns entsprechend einem Entschluss der Bayrischen Staatsregierung in eines der beiden staatlichen Rechenzentren zu migrieren. Diese Aufgabe ist gewaltig, und es wird sicherlich noch einige Jahre dauern, bis alle 200 Justizstandorte in Bayern über diese Rechenzentren versorgt werden.

Dieses Zentrum hängt vermutlich schon mit Bajtech 2000 zusammen. Das ist eine Innovation, über die wir heute sprechen wollen. Der Beschluss dazu wurde, glaube ich, bereits 1999 gefasst. Können Sie uns das näher erläutern?

1999 wurde das Projekt Bajtech 2000 gestartet. Operativ begonnen wurde es im Jahr 2000, daher der Name Bajtech 2000. Das Akronym bezieht sich letztlich auf die Ausstattung der bayrischen Justiz mit modernster Technologie.

Unsere Ziele für Bajtech 2000 sind vielfältig. In erster Linie steht natürlich die moderne Ausstattung aller Arbeitsplätze mit vernetzten PC-Systemen, der Zugang zu Internet und E-Mail – und damit verbunden auch die Vorbereitung auf den elektronischen Rechtsverkehr. Die Justiz produziert heute noch viel auf Papier. Wir wollen aber auch eine Anwendung entwickeln, die optimal auf diese neue Infrastruktur abgestimmt ist. Das ist der zweite Schwerpunkt des Projekts. Es geht uns vor allem darum, die Entscheider, also die Richter, Staatsanwälte und Rechtspfleger in die betrieblichen Abläufe stärker einzubeziehen.

Der dritte Schwerpunkt ist eine Verbesserung des IT-Betriebs und der IT-Betreuung. Beim IT-Betrieb haben wir unsere Ressourcen in einer gemeinsamen IT-Stelle der Bayrischen Justiz gebündelt, die das Rückgrat bildet. Sie ist sozusagen für alles zuständig, was nicht ausdrücklich anderen zugewiesen wurde. Den Service für unsere Gerichte und Staatsanwaltschaften zu verbessern, haben wir mit einem User Help Desk als Single Point of Contact geschafft.

Das wesentliche Ziel bestand aber darin: Die Justiz ist zuständig für die justizfachlichen Aufgaben. Dafür werden unsere Mitarbeiter ausgebildet. An sich gehört es nicht zu unseren Aufgaben, IT zu erledigen. Vor diesem Hintergrund hat der zentrale Projektlenkungsausschuss, der als oberstes Entscheidungsgremium im Bajtech-2000-Projekt die Steuerung vornimmt, entschieden, dass auch Möglichkeiten der Verlagerung von Aufgaben oder der Aufgabenwahrnehmung an externe Dienstleister wahrgenommen werden. Dies unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und natürlich auch der finanziellen Machbarkeit.

Nun sprechen wir von Outsourcing, einem typischen Innovationsthema, das viele CIOs erwähnen. Wie viele Outsourcer kommen denn bei Ihnen zum Einsatz?

Wir haben mehrere Dienstleister. Einer davon ist aber unser strategischer Partner, der den gesamten Rollout und den IT-Betrieb übernimmt. Wir haben einen weiteren Dienstleister beim User Help Desk, weil wir der Meinung waren, alles was an Problemen dort aufläuft, muss nicht zwangsläufig von Justizbediensteten erledigt werden. Justizbedienstete brauchen wir da, wo es um justizfachliches Know-how geht. Bei Störungen an der Hardware, an Basissoftware oder an Standardprodukten kann jeder andere diese Aufgabe genauso gut erledigen. Darum haben wir entsprechend dem Leitmotiv, möglichst alles nach draußen zu verlagern, was nicht zwingend von der Justiz im IT-Bereich wahrgenommen werden muss, auch in diesem Bereich einen externen Dienstleister gewonnen.

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ZDNet.de Redaktion

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