Ein US-Gericht hat die ehemaligen Eigentümer des türkischen Mobilfunkproviders Telsim in einem Berufungsverfahren zu einer Schadensersatzzahlung von 1 Milliarde Dollar an Motorola verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Uzan-Familie als ehemalige Telsim-Eigentümer auf betrügerische Weise Darlehen in Höhe von 2 Milliarden Dollar von Motorolas Kreditsparte erschlichen hatte.
Bereits im Februar 2002 hatten Nokia als weiterer Geldgeber und Motorola fünf Mitglieder der Uzan-Familie wegen Veruntreuung von Krediten verklagt. Die Darlehen, mit denen das Netz von Telsim ausgebaut werden sollten, waren durch Aktienanteile abgesichert.
Die Beklagten hatten zuvor allerdings den Wert der Papiere durch die Verdreifachung der ausstehenden Telsim-Aktien verschleiert. Durch die Einführung lastenfreier Aktien hatte sich die Familie Uzan gleichzeitig die Stimmenmehrheit für die Wahl des Vorstandes gesichert. Das Bezirksgericht bezeichnete dieses Vorgehen in seinem erstinstanzlichen Urteil als eine „Kampagne der Lügen und Fehlinterpretationen“.
Die Angeklagten nannten die Schadensersatzforderung ein „finanzielles Todesurteil“. Die türkische Regierung hatte 2003 das Vermögen der Uzan-Gruppe beschlagnahmt, nachdem die zum Konzern gehörende Imar-Bank schließen musste. Im Mai 2007 gab die Türkei Einnahmen in Höhe von 6,5 Milliarden Dollar aus dem Verkauf des Uzan-Vermögens bekannt. 4,55 Milliarden stammten allein aus der Übernahme von Telsim durch Vodafone im vergangenen Jahr.
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