Herr Canisius, Sie sind der CIO von Jack Wolfskin, einer Firma, die vermeintlich jeder kennt. Können Sie uns trotzdem einen kleinen Überblick geben?
Wir sind einer der führenden Hersteller von technologisch hochwertigen Outdoor-Produkten und in drei Divisions aufgeteilt: Kleidung – klassisch mit Jacken, Hemden, Hosen -, Equipment – Zelte Isomatten, Rucksäcke – sowie Footware. Das bieten wir in Europa und in Asien an.
Das ist eine ganze Palette – entsprechend diversifiziert wird Ihre IT sein, vermute ich.
Ja, obwohl wir uns da stark homogenisieren, um Synergieeffekte nutzen zu können. Wir setzen bei Hardware vorzugsweise auf HP, im Server-Bereich auf Microsoft.
Was ist Ihre größte aktuelle Herausforderung in Sachen IT? Die meisten CIOs geben in diesem Fall „Konsolidierung“ an – ist das bei Ihnen ebenso?
Unsere eigentliche Herausforderung ist es, mit dem Unternehmenswachstum Schritt zu halten und die geforderten Systeme für das Business zu liefern. Wir haben einen hohen Anspruch an unsere Produkte, das muss sich auch in der IT widerspiegeln.
Das eigentliche Thema unseres Gespräches sind Innovationen. Inwieweit sind Sie innovativ?
Ähnlich wie im Produktbereich, wo wir jährlich etwa 60 Prozent neue Artikel auf den Markt bringen, versuchen wir auch im IT-Bereich sehr innovativ zu sein und neue Systeme aufzusetzen, sofern sie denn dem Business dienen.
Wie definieren Sie in dem Zusammenhang Innovation?
Innovation bedeutet in diesem Zusammenhang die Einführung neuer Technologien, die das Business sinnvoll unterstützt. Sie muss betriebswirtschaftlich sinnvoll sein. Wir wollen nicht gleich jedem Hype folgen.
Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, dann muss der CIO dem Business folgen, richtig?
Auf jeden Fall: Die IT dient dem Business. In meiner Sicht tut sie das auf zwei Wegen: Einerseits als „Enabler“, das heißt, dass wir den Business-Anforderungen folgen. Andererseits haben wir die Aufgabe, das Business voranzutreiben. Wir können Technologien besser einschätzen und daher Impulse geben oder Themen vorschlagen, die uns ein Alleinstellungsmerkmal oder Wettbewerbsvorteile bringen.
Können Sie konkrete Beispiele für solche Innovationen geben?
Eines unserer herausragendsten Projekte ist sicherlich E-Wolf, unsere Business-to-Business-Plattform. Das ist ein Webseiten-Portal, über das wir die Kommunikation mit unseren Händlern abwickeln. Die Bestellabwicklung 24 Stunden an sieben Tagen die Woche vorrätig zu halten, ist schon sehr innovativ.
Das hört sich für mich nach serviceorientierter Architektur (SOA) an?
Nicht zwingend. Serviceorientierte Architektur ist ein aktuelles Schlagwort, aber das Konzept, nicht alles in eine monolithische Struktur zu packen, sondern verschiedene Applikationen zu schaffen, die man dann integrieren kann, ist schon etwas älter. Insofern verfolgen wir diesen Designansatz schon etwas länger und betrachten SOA als schöne Technologie, die auf Basis von Webservices funktioniert.
Welche weiteren typischerweise als innovativ bezeichneten Techniken kommen denn sonst noch bei Ihnen zum Einsatz? Virtualisierung? Outsourcing?
Virtualisierung ist ein ganz wichtiges Thema für uns. Einerseits können wir damit jede Menge Administrationsaufwand einsparen, andererseits sehen wir uns als Unternehmen, das eine große ökologische Verantwortung hat. Da wir mittlerweile fast 30 Prozent unserer Serversysteme virtuell betreiben, konnten wir den Energiebedarf – und damit die CO2-Belastung – deutlich reduzieren.
Green It ist für Sie also nicht nur ein Schlagwort, sondern gelebte Realität.
Ja, es ist unsere Unternehmensphilosophie, Menschen in die Lage zu versetzen, draußen zuhause zu sein. Und damit ist es auch unsere Aufgabe, das „Draußen“ nicht zu zerstören.
Wie genau haben Sie es geschafft, den Energiebedarf um 30 Prozent zu senken? Haben Sie die Serverarchitektur weitgehend beibehalten, oder sind Sie auf Mainframes migriert, wie das etwa momentan IBM oder CA propagieren?
Wir setzen ganz klar auf der Microsoft-Plattform auf und sind damit zufrieden. Insofern konnten wir alte, ineffiziente Server abschalten und auf neue, größere Maschinen migrieren.
Das hört sich alles so… einfach an. Aber in der täglichen Praxis gibt es natürlich Probleme. Welchen haben Herausforderungen mussten Sie sich stellen?
Wir sehen es als Problem, dass wenn man als interner Dienstleister gute Arbeit abliefert, man damit seine eigene Messlatte immer höher schraubt. Das Business erwartet dann, dass man immer mehr Input liefert und mit neuen Systemen das Geschäft voranbringt. Wenn man gut ist, muss man besser werden.
Haben Sie Tipps für Kollegen, die ähnlich wie Sie mit dem Wachstum zu kämpfen haben?
Ich denke, dass es wichtig ist, nicht nur in Technik verliebt zu sein, sondern vielmehr die Dualität aufrechtzuerhalten: Alles dient dem Business, und die Technik ist der Enabler, aber ein IT-Leiter muss vom Kopf her auch Kaufmann sein. Im Herzen die IT, im Kopf das Business.
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