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Grün und grüner: Geld von Google fürs Gemeinwohl

Google recycelt und kompostiert nicht nur, sondern besitzt sogar Gebäude, die aus recyceltem Material bestehen, bietet Mitarbeitern kostenlose Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, gewährt ihnen Zuschüsse, wenn sie sich ein Hybridauto anschaffen, und hat ein Programm gestartet, um alle Firmenwagen auf Hybridautos umzustellen. Außerdem ist Google das Unternehmen mit der größten Installation von Solarzellen und maßgeblich an einer Initiative beteiligt, welche die Energieeffizienz von PCs steigern soll. Und in der Mitarbeiterkantine werden Fleisch von frei weidenden Rindern sowie Eier, die nicht aus Käfighaltung stammen, angeboten.

Anfang Dezember verkündete Google, dass das Unternehmen Hunderte Millionen Dollar für Unternehmen ausgeben werde, die umweltfreundliche Energien entwickeln, und direkt in Technologien wie Solarthermie, Windenergie und geothermische Systeme investieren. Ziel ist es, herauszufinden, wie erneuerbare Energien billiger als Kohle gemacht werden können, um so die Treibhausgasemissionen zu verringern, welche die Zukunft unseres Planeten bedrohen.

ZDNet/CNET News.com sprach mit Dr. Larry Brilliant, dem Executive Director der gemeinnützigen Organisation Google.org, über Googles philanthropische Aktionen und Strategien. Brilliant hat den Großteil seines Lebens Initiativen im Gesundheitsbereich und zugunsten des Gemeinwesens gewidmet. Während seiner Arbeit für die UNO half er bei der Ausrottung der Pocken, gründete eine gemeinnützige Organisation, die Blinde unterstützt, und half ehrenamtlich den Opfern von Naturkatastrophen. Bei Google.org kann er auf die Unterstützung von einem der erfolgreichsten Technologieunternehmen zurückgreifen und hat die Chance, auch andere wohlhabende Unternehmen davon zu überzeugen, sich nicht nur mit Produktneuheiten und Gewinnspannen zu beschäftigen.

ZDNet: Wie wichtig ist ein soziales und ökologisches Engagement für Google und Google.org – beziehungsweise für Internetunternehmen allgemein?

Brilliant: Die wichtigste Frage ist doch: Nutzt es der Welt? Ich habe kürzlich beim Commonwealth Club mit dem Generalsekretär der UNO gesprochen, der gerade einen Bericht veröffentlicht hat: „The Human Face of Climate Change“ [„Das menschliche Antlitz des Klimawandels“]. Dies ist ein äußerst interessanter Bericht. Wir in den Industriestaaten können uns den Luxus erlauben, über den Klimawandel als etwas Zukünftigem zu reden, also etwas, das unsere Kinder und Enkel betrifft. Aber wenn Sie ein Bauer in Andhra Pradesh sind oder ein Kleinbauer in Tansania, dann können Sie nicht im Futur sprechen, denn Ihr Land ist bereits vertrocknet. Sie können nicht mehr genug Kalorien an Lebensmitteln pro Hektar produzieren, so wie früher. Es gibt Tausende von Selbstmorden in Südindien, weil die Bauern die Auswirkungen des Salzwassers auf ihre Felder nicht mehr in den Griff bekommen. Dies ist ein reales Phänomen auf der ganzen Welt, und wir müssen es mit dem gebotenen Respekt und der entsprechenden Dringlichkeit behandeln. Das ist nicht irgendein Modethema oder nur ein Medienereignis, sondern alltägliche Realität.

Google ist nur ein Unternehmen. Es gibt viele Leute, die in dieser Sache aktiv sind. Dies ist die große Herausforderung für unsere Generation. Doch wir hoffen, dass andere unserem Beispiel folgen werden, wenn wir unser Möglichstes tun. Und wir befinden uns in einer guten Ausgangsposition, denn wir verfügen über Geld, wir haben Google.org für alle gemeinnützigen Aktivitäten gegründet und wir sind ein großer Abnehmer von Elektrizität. Daher können wir diese neuen Technologien testen. Außerdem haben wir Tausende von Ingenieuren, die daran arbeiten, und wir haben zwei Gründer, die hier sehr engagiert sind. Ich freue mich, dass allmählich immer mehr Leute erkennen, dass man mit erneuerbaren Energien durchaus Geld verdienen kann.

ZDNet: Wieso sollten wir Google als ernsthaften Mitspieler im Energiegeschäft akzeptieren? Sind Sie denn bisher auf diesem Gebiet überhaupt schon aktiv?

Brilliant: Wir sind schon jetzt im Energiegeschäft. Warum sollte man Google ernst nehmen? Nun, ich denke, einige werden es tun, einige nicht. Für uns selber besteht die Notwendigkeit, saubere Energie einzukaufen. Als schnell wachsendes Unternehmen sind wir uns klar darüber, dass wir schnell zum Teil des Problems werden, wenn wir nicht Teil der Lösung werden. Und das ist weder für [die Google-Gründer] Larry [Page] und Sergey [Brin] noch für mich oder jemand anderes akzeptabel. Wir wollen nicht Teil des Problems sein.

Und wir werden dieser Ankündigung auch Taten folgen lassen und in Startups investieren, die im Bereich erneuerbare Energien arbeiten. Wir werden im großen Stil die besten Ingenieure einstellen, und nicht nur Ingenieure, sondern auch Wissenschaftler: Chemiker, Physiker, Materialwissenschaftler. Die beste Möglichkeit, herauszufinden, ob man uns ernst nehmen sollte oder nicht, besteht darin, zu gucken, was wir tatsächlich tun.

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ZDNet.de Redaktion

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