Das Geschäft mit Junk-Mail: So arbeiten Spam-Profis

Michael Lindsay ist Gründer der Hosting-Firma Imedia Networks. Die demokratische Partei der USA hat schon einmal einen Webcast bei Imedia gehostet. Doch das ist nicht sein Hauptgeschäft. Seine Spezialität ist „Bulletproof Hosting„, also „kugelsicherer“ Betrieb von Servern.

Seine Masche ist einfach. Die Server stehen angeblich in Ländern wie China, Russland oder Mexiko. Gesetze gegen Spam und illegale Inhalte gibt es dort nicht oder werden nicht ernsthaft durchgesetzt. Imedia Networks macht geltend, lediglich IP-Pakete aus anderen Ländern durchzurouten. Ein Content-Filtering sei wegen der großen Masse nicht möglich.

Seine Dienste preist er in einschlägigen Foren an. Gegen vier bis fünf Prozent Umsatzbeteiligung liefert er der „Pharmazeutischen Industrie“ Hosting-Dienstleistungen inklusive „E-Mail-Notifications“. Dass seine Kunden wertlose Zuckerpillen als Potenzmittel verkaufen, weiß er natürlich nicht. Schließlich stellt er nur die Hosting-Plattform zur Verfügung, die er aus Kostengründen „offshore“ betreibt. Sein Geschäft ist völlig legal.

Jedes Mal ist Michael Lindsay entsetzt, wenn er erfahren muss, dass die E-Mail-Adressen, die er von seinen Kunden zum Versand von „Newslettern“ erhält, nicht über einen Opt-In-Mechanismus generiert wurden.

Hinter den Kulissen dürfte es anders aussehen. Man kann vermuten, dass Lindsay und viele seiner „Hosting-Kollegen“ auch Suchmaschinen betreiben. Google und Co will man jedoch keine Konkurrenz machen. E-Mail-Adressen sind das einzige Objekt der Begierde.

Gerne bieten solche Hoster E-Mail-Dienste an. Je mehr Verkehr über den Hoster abgewickelt wird, desto mehr gültige E-Mail-Adressen lassen sich abgreifen.

Lindsays Kunde Alan Ralsky, die ehemalige Nummer eins der ROKSO-Spam-Datenbank, hat nicht ganz so viel Glück mit der Gesetzestreue. In seinem Vorstrafenregister stehen Vertrieb von nicht registrierten Wertpapieren, Bankbetrug und Mitwisserschaft. Ein dringender Verdacht auf Aktienmarktmanipulation durch E-Mails wird aktuell verfolgt. Allein durch „Unsolicited E-Mails„, wie Spamming auf Juristen-Amerikanisch genannt wird, kann man ihm nichts anhaben.

Die derzeitige Nummer eins auf der ROKSO-Liste, Leo Kuwajew alias „Bad Cow“, hat immerhin aufgrund von Spamming einen Bußgeldbescheid über 37 Millionen Dollar erhalten. Er schloss daraufhin seine kanadische Firma 2K Services und verlegte seine Aktivitäten nach Moskau, wo sein aus den USA ausgewiesener „Geschäftspartner“ Wladislaw Cholcholkow bereits begonnen hatte, eine „Filiale“ aufzubauen.

Page: 1 2 3 4 5

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

SmokeBuster bekämpft SmokeLoader

Malware SmokeLoader wird weiterhin von Bedrohungsakteuren genutzt, um Payloads über neue C2-Infrastrukturen zu verbreiten.

5 Stunden ago

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

21 Stunden ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

1 Tag ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

1 Tag ago

Lags beim Online-Gaming? DSL-Vergleich und andere Tipps schaffen Abhilfe

Beim Online-Gaming kommt es nicht nur auf das eigene Können an. Auch die technischen Voraussetzungen…

1 Tag ago

GenKI-Fortbildung immer noch Mangelware

Fast jedes zweite Unternehmen bietet keinerlei Schulungen an. In den übrigen Betrieben profitieren oft nur…

1 Tag ago