Die Europäische Union will ein Forschungsprojekt für Internet-Fernsehen mit 14 Millionen Euro fördern. Ziel des Projekts P2P-Next ist die Entwicklung eines europaweiten Distrubutionssystems für IPTV auf Basis der Peer-to-Peer-Technologie (P2P). Das Gesamtbudget beläuft sich inklusive der EU-Förderung auf 19 Millionen Euro.
„Wir sind der Ansicht, dass unsere Plattform existierenden Services technisch überlegen sein wird“, sagt P2P-Next-Projektkoordinator Jari Ahola vom VTT Technical Research Centre of Finland. Das Projekt befasse sich aber nicht nur mit der reinen Technik: „Wir werden auch die rechtlichen und regulativen Aspekte ansprechen.“
Damit wollen die Forscher dem schlechten Ruf der P2P-Protokolle als Technologie für illegales Filesharing entgegenwirken. Speziell in den USA hat die Technik nicht nur mit Widerstand der Unterhaltungsindustrie, sondern auch mit providerseitigen Behinderungen zu kämpfen. Daher wolle man beispielsweise Netzwerk-Betreibern zeigen, wie sie legale P2P-Technologien für den Vertrieb ihrer Services nutzen können, erklärt Ahola. Alle wesentlichen Software-Komponenten des Projekts sollen als Open Source verfügbar gemacht werden.
Die Wissenschaftler sind zudem bemüht, die Frage zu klären, wie sich neue Inhalte effizient im P2P-Netzwerk verteilen lassen. Die Verbreitung von Inhalten, die bereits viele Nutzer bezogen haben, ist durch P2P-Technologien einfach, da sie von jedem Anwender erneut bereitgestellt werden. Die Verteilung neuer Inhalte in einem P2P-Netzwerk kann sich aufgrund der zunächst geringen Quellenzahl aber als schwierig erweisen. Das gelte besonders für Inhalte, die sehr viele Nutzer möglichst in Echtzeit sehen wollen, beispielsweise Sportübertragungen, erläutert Ahola.
Das P2P-Next-Projekt wird sich über insgesamt vier Jahre erstrecken, erste Tests des Systems sind aber bereits im Mai mit der Online-Ausstrahlung des Eurovision Song Contest 2008 geplant. Mit der von der Technischen Universität Delft als Projektpartner in P2P-Next eingebrachten Video-Sharing-Software Tribler habe man bereits eine gute Ausgangsbasis, so Ahola.
Insgesamt sind 21 Partner aus Wirtschaft und Forschung an dem Projekt beteiligt, darunter die European Broadcasting Union, die BBC, Pioneer, das Münchner Institut für Rundfunktechnik und die deutsche Markenfilm-Gruppe.
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