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IT-Fachkräftemangel: Not macht erfinderisch

Inzwischen sind es aber nicht mehr nur Verbände oder Kommunen, die sich vehement für die Ausbildung und Qualifizierung von Nachwuchskräften engagieren. Auch immer mehr Unternehmen greifen zur Selbsthilfe. Beispielsweise hat die Compass-Gruppe mit 22 angeschlossenen Systemhäusern ein eigenes Ausbildungsprogramm aufgesetzt. Dabei wird qualifizierter Nachwuchs über ein berufsbegleitendes Studium in dreieinhalb Jahren auf Fach- und Führungsaufgaben in den Mitgliedsunternehmen der Gruppe vorbereitet. Träger dieser Bildungsinitiative ist die extra dafür gegründete Compass-Akademie. Was den Unternehmen der Gruppe qualifizierter Nachwuchs wert ist, zeigt die Unterstützung mit Stipendien im Wert von über 700.000 Euro.

Winfried Materna, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Dortmunder IT-Dienstleister Materna, sucht ebenfalls intensiv nach Nachwuchskräften: Das Unternehmen braucht demnächst 200 neue Mitarbeiter. „Wir stellen fest, dass den jungen Leuten oftmals gar nicht bewusst ist, dass die Perspektiven und die Möglichkeiten in der IT so gut und vielfältig sind wie in kaum einem anderen Wirtschaftszweig“, sagt Materna. „Die Branche hat durch die IT-Krise der Jahre 2002 bis 2004 ziemlich gelitten, so dass sich immer weniger junge Leute für diesen Weg entscheiden.“

Bereits vor zwei Jahren hatte die Materna GmbH daher ein eigenes Trainee-Programm eingeführt. Mit ihm sollen die benötigten IT-Fachkräfte direkt im Unternehmen ausgebildet werden.

Aber nicht nur die IT-Branche kämpft um Fachkräfte. Die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH (WHF) bemüht intensiv um qualifizierte Absolventen für die Region Heilbronn-Franken und ihre Unternehmen – zum Beispiel Maschinenbauer oder Wirtschaftsingenieure. Präsentationen an Hochschulen, Einladungen zu Exkursionen, die Beteiligung an Jobmessen und enge Beziehungen zu den Professoren stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten.

„Der Wettbewerb der Regionen und Kommunen um Unternehmensansiedlungen geht heute nicht mehr nur um die Lage und den Preis. Längst ist Human Capital zu einem der wichtigsten Standortfaktoren geworden“, erklärt Steffen Schoch, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH (WHF).

Verstanden hat das aber noch nicht jeder: Immer wieder bekommt Schoch die Rückmeldung, dass Unternehmen keine Eingangsbestätigungen der Bewerbungen schicken oder teilweise sogar die Bewerbungen ohne Kommentar einbehalten. „Das ist kein Vorgehen, denn gerade das macht das Image der Region und seiner Unternehmen aus“, klagt Schoch. „Wer Fachkräfte sucht, muss diese anständig behandeln und pflegen.“ Und das gilt nicht nur in Heilbronn.

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ZDNet.de Redaktion

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