Sauber surfen: Internet ohne Kohle- und Atomstrom

Auch die Ökostromangebote selbst unterscheiden sich. Es gibt Unternehmen, die Ökostrom einkaufen und einfach an ihre Kunden weiterreichen. Das ist prinzipiell schon einmal gut, aber sie verändern damit auf längere Sicht den Mix im bundesweiten Stromnetzwerk nicht zugunsten des grünen Stroms.

Das Öko-Institut schreibt dazu: „Mit derartigen Produkten ist derzeit kein messbarer ökologischer Mehrwert verbunden“ und liefert die Begründung gleich dazu: „Im europäischen Strommarkt ohnehin vorhandener Ökostrom wird an Unternehmen umverteilt, die diesen gesondert nachfragen. Bezieht also ein Stadtwerk in Deutschland Wasserkraftstrom aus abgeschriebenen skandinavischen Anlagen, erhalten dort ansässige Kunden einfach weniger Strom aus Wasserkraft.“

Umstritten ist in diesem Zusammenhang auch die Verwendung von Zertifikaten wie die des Renewable Energy Certificate System (RECS). Zwar können Lieferanten RECS-Zertifikate einerseits als zusätzlichen Nachweis verwenden, dass sie tatsächlich Ökostrom anbieten, andererseits lässt sich mit solchen Zertifikaten auch nicht ökologisch erzeugter Strom sehr preiswert in grünen Strom wandeln, ohne tatsächlich die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen zu erhöhen.

Wer also einen wirklichen Beitrag zum Umweltschutz leisten möchte, sollte einen Anbieter wählen, der nachvollziehbar einen Beitrag zum Bau neuer Ökostromkraftwerke leistet. Einige Ökostromanbieter wie die Elektrizitätswerke Schönau oder Naturstrom investieren pro verbrauchte Kilowattstunde einen festgelegten, vom Tarif abhängigen Betrag in neue Anlagen zur Grünstromgewinnung. Greenpeace Energy legt sich bei der Abgabe nicht auf einen bestimmten Betrag fest, sondern will alle seine Neukunden nach spätestens fünf Jahren vollständig aus Ökokraftwerken versorgen, die nicht älter als fünf Jahre alt sind – das geht natürlich nicht ohne den Neubau von Anlagen. Nur mit solchen Verpflichtungen oder Abgaben ist garantiert, dass die aus regenerativen Quellen stammende Strommenge sich künftig auch tatsächlich erhöht.

Natürlich kann man eine Fotovoltaikanlage auch auf dem eigenen Dach montieren und den Strom ins Netz einspeisen, der dann wiederum mit einem im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegten Betrag vergütet wird. Wer das macht, sollte aber trotzdem seinen Eigenbedarf bei einem Ökostromlieferanten decken. Sonst produziert er zwar grünen Strom, verbraucht aber möglicherweise selbst Kohle- oder Atomstrom.

Einige Ökostromanbieter, die in neue Anlagen investieren

Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Auswahl an unabhängigen Anbietern, die Kunden im gesamten Bundesgebiet ohne Atom- und Kohlestrom beliefern und in den Bau neuer Anlagen zur Ökostromgewinnung investieren. Die Beispiele sind Privatkundentarife. Für Geschäftskunden mit höherem Verbrauch (meist über 10.000 kWh pro Monat) werden die Tarife individuell und nur auf Anfrage kalkuliert.

Ökostromanbieter
Anbieter Tarif Vertragslaufzeit / Kündigungsfrist monatliche Grundgebühr Kosten pro kWh monatliche Kosten bei 4000 kWh*
Elektrizitätswerke Schönau GmbH Stromtarif Sonnencent 0,5 0 Wochen / 6 Wochen 6,90 Euro 21,20 Cent 77,57 Euro
Greenpeace Energy eG Privatkundentarif 0 Wochen / 6 Wochen 8,90 Euro 19,80 Cent 74,90 Euro
Lichtblick GmbH Lichtblick 3 Monate / 4 Wochen 7,95 Euro 20,25 Cent 75,45 Euro
Naturstrom AG Privatkundentarif 0 Wochen / 6 Wochen 7,95 Euro 19,90 Cent 74,28 Euro

* 4000 kWh entsprechen ungefähr dem Verbrauch eines 4-Personenhaushalts.
Alle Preisangaben inkl. MwSt. und sonstige Abgaben.

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ZDNet.de Redaktion

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