Europäische Fluggesellschaften können ab sofort das Telefonieren mit dem Handy während eines innereuropäischen Fluges erlauben. Die EU-Kommission hat gestern die notwendigen technischen Standards für Telefonate über den Wolken festgelegt. Die verlautbarten Rahmenbedingungen beschreiben Bordsysteme, die eine Weiterleitung der Gespräche an den Boden ohne Gefährdung der Flugsicherheit ermöglichen. Nun seien die Fluggesellschaften aufgefordert, die Systeme umzusetzen und den Service anzubieten, heißt es von Seiten der Behörde in Brüssel.
Während einige europäische Fluggesellschaften bereits umfangreiche Tests durchgeführt haben und ihren Passagieren so rasch wie möglich den Dienst anbieten wollen, steigen Airlines wie die Deutsche Lufthansa und die Austrian Airlines auf die Bremse. Als Argument gegen die Einführung wird genannt, dass man die Ruhe in den Flugzeugen nicht stören will. „Umfragen unter unseren Fluggästen haben ergeben, dass der Großteil das Handy an Bord nicht wünscht. Bedenken wurden vor allem dahingehend geäußert, dass sich Passagiere durch die Telefonate gestört fühlen würden“, erklärt Michael Lamberty, Sprecher der Deutschen Lufthansa.
Handynutzer, die auch über den Wolken nicht auf Telefonate verzichten wollen, sollten ihre Flüge künftig mit Gesellschaften wie Air France, Ryanair oder British Midland buchen. Diese und einige weitere Fluglinien wollen den Dienst noch im Laufe des Jahres anbieten, heißt es in Brüssel. Im Flugzeug darf das Handy künftig ab einer Flughöhe von 3000 Meter verwendet werden.
Während Start und Landung wird das System jedoch abgeschaltet. Der Pilot kann dies aus Sicherheitsgründen auch während des Fluges jederzeit tun. Das Mobilfunksystem im Flugzeug leitet die Gespräche über einen Satelliten weiter. Sechs Telefonate und nahezu unbegrenzt viele SMS gleichzeitig können von einem System verarbeitet werden.
Als interessanter Punkt könnte sich der Preis erweisen: Die EU-Regelung zur Oberbegrenzung der Roaminggebühren gilt hier nicht. „Von Seiten der Betreiber erwarten wir nun eine transparente und innovative Preisgestaltung“, sagt Viviane Reding, EU-Kommissarin für Telekommunikation. Schätzungen gehen davon aus, dass die Kosten etwas höher liegen als die für terrestrischen Mobilfunk.
Dass sich Mobilfunk in der Luft durchsetzen wird, davon sind die Verantwortlichen überzeugt. Künftig werden neun von zehn Handybenutzern in der Lage sein, in Flugzeugen mobil zu telefonieren, heißt es aus Brüssel.
Dem Thema gegenüber völlig verschließen will man sich aber auch bei der Lufhansa nicht. Momentan lägen die Prioritäten jedoch anders. „Wir setzen darauf, wieder Breitbandinternet auf unseren Flügen anbieten zu können, wie wir es bereits 2004 bis Ende 2006 getan haben“, so Lamberty. Nachdem das Projekt „Connexion by Boeing“ damals gescheitert war, ist man bei der deutschen Airline auf der Suche nach einem neuen Partner. „Die technische Umsetzung ist sehr komplex. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir den Dienst bald wieder ankündigen können“, so Lamberty.
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