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Interview mit Robert Basic: „Auf der eigenen Welle reiten“

ZDNet: Wie ist denn der Status Quo bei der Umsetzung in Deutschland im internationalen Vergleich derzeit zu bewerten? Wo läuft es Ihrer Ansicht nach gut?

Basic: Da fällt mir spontan Doc Morris, ein, der die Apotheken ärgert. Zu den Vorreitern hierzulande gehören auch Frostablog und Saftblog.de. Letzterer stammt von der Firma Walther, einem mittelständischen Unternehmen. Der Blog hat die Kundenzeitung bei weitem überholt. Auch der Absatz von Sondermarken und -Sondersorten ist bei der Kelterei dadurch kräftig gestiegen. Das lässt sich aber trotzdem nicht anhand von harten Fakten vorher kalkulieren. Einen Blog also nur mit diesem Ziel zu beginnen, kann nicht immer klappen.

Auch hoch spezialisierte Zielgruppen bloggen erfolgreich. Plattformen für Rechtsanwälte wie Jurablog.de haben sich längst etabliert. Jedes Unternehmen sollte auf der eigenen Welle reiten und danach streben, sich aus der Masse herauszuheben.

ZDNet: Wie kommen die Verantwortlichen trotzdem aus der Zwickmühle heraus, irgendwie einen mess- und nachweisbaren Erfolg des personellen und finanziellen Investments sicherstellen zu müssen?

Basic: Es geht immer um weiche Faktoren, die man mit harten Zahlen zunächst nicht gegenrechnen kann. Das wäre der völlig falsche Ansatz. Letztlich geht es um eine unternehmerische Vision, die auch von der Chefetage aktiv getragen werden muss. Irgendeiner muss den Ball ins Spiel bringen, und dann muss er weiter durchs Unternehmen rollen. Das kann nur als kreative Aufgabe verstanden werden, und die meisten Unternehmer sind doch per se risikobereit.

ZDNet: Ergeben Corporate Blogging Guidelines, die gerade größere Unternehmen gerne entwerfen, überhaupt Sinn, und wenn ja, wie müssten sie konkret aussehen, damit sie tatsächlich funktionieren?

Basic: Gewisse Richtlinien sind sicherlich sinnvoll, damit das Projekt nicht aus dem Ruder läuft. Auch ein Moderator ist sicherlich an der einen oder anderen Stelle sinnvoll. Aber das darf kein Verantwortlicher sein, der die Kommunikation am Ende wieder blockiert. Entweder man will den offenen und konstruktiven Dialog, oder man sollte es lieber gleich ganz lassen.

ZDNet: Welche Themen stehen denn bei Blogs in der IT-Industrie derzeit besonders hoch im Kurs?

Basic: Ich persönlich finde die Blogs von Oracle, Sun und Microsoft exzellent. Auch Google hat einiges zu bieten.

ZDNet:…. was wäre, wenn die deutsche SAP sich auf diesem Gebiet stärker positionierte?

Basic: Erste Ansätze gibt es ja bereits. Für mich lesen sich die Experten-Beiträge von SAP immer sehr produktlastig und vor allem von der Sprache her zentral und irgendwie künstlich gesteuert. Das dürfte den in Walldorf so oft beschworenen Mittelstand eher wenig interessieren, wenn der Jargon so weit von der Realität weg ist.

ZDNet: Wie sieht die Zukunft von Weblogs in den Unternehmen aus?

Basic: Jedes Unternehmen, das sich auch im Internet bewegt, ist gut beraten, darüber zu schreiben, was es tut. Was ist das Besondere an dem Produkt? Das sollte kein allgemeines und privates Geschwätz oder nutzloser Smalltalk sein. Einfließen sollten konkrete Erfahrungen bei den Kunden, also informative Elemente, so dass der Interessent sagt, das gibt mir einen Einblick, worum es bei denen geht.

ZDNet: Rechnet sich das letzten Endes nicht doch irgendwie?

Basic: Durchaus. Das entlastet etwa das Callcenter oder spart Kosten beim Direktmarketing, bis hin zu teuren Werbeaktionen, die dadurch entfallen. In einem konkreten Fall haben wir dies sogar berechnet. Es ergaben sich durch einen effizient gestalteten Weblog Einsparungen von 6500 Euro für einen Mittelständler gegenüber dem klassischen Versenden von Briefe und aller sonstigen Kosten. Auch das teure Suchmaschinenmarketing, das auch für kleinere Betriebe mindestens Kosten von zwei- bis dreitausend Euro verursacht, wird dadurch erheblich entlastet.

ZDNet: Welche beruflichen Zukunftsperspektiven bieten sich für die professionelle Bloggerszene?

Basic: Wer heute das Bloggen richtig erlernt, hat sicherlich morgen bessere Arbeitschancen. Vielleicht nicht auf eine feste Arbeitsstelle, aber er oder sie demonstriert, dass eigene Ideen da sind, der Blogger dazu steht und sich damit inhaltlich und personell profilieren will. Dadurch kann man zumindest etwas immuner gegen Arbeitsplatzverlust sein.

Alles hängt natürlich von der Person ab. Das bedeutet natürlich auch, eine andere Form von Risikoverhalten an den Tag zu legen. Sprich, nicht erst später nach einem Arbeitgeber Ausschau zu halten, sondern frühzeitig ein auch für andere Personen interessantes Expertiseprofil aufzubauen. Mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, ist dabei nicht gefragt. Ein KO-Kriterium wäre auch eine latente Faulheit in der Pflege und beim Aktualisieren der Inhalte. Gefragt sind vielmehr eine gewisse Systematik, wenngleich diese die Fantasie nicht aushebeln darf, und vor allem ein langer beziehungsweise disziplinierter Atem.

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ZDNet.de Redaktion

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