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Lintec gibt auf

Der Vorstand der Lintec Information Technologies AG und die Geschäftsführung der Lintec Services GmbH haben gestern in Übereinstimmung mit den jeweiligen vorläufigen Insolvenzverwaltern festgestellt, dass beide Unternehmen ihre wirtschaftliche Tätigkeit nicht wiederaufnehmen können. Der Insolvenzverwalter der Lintec AG überlegt laut Agenturberichten sogar, ob mangels Masse überhaupt ein Insolvenzverfahren eröffnet werden kann.

Das Tafelsilber war bereits im vergangene Jahr verkauft worden: Damals hatte sich Lintec durch den Verkauf seiner Immobilie am Standort Taucha für 6,8 Millionen Euro an einen Immobilienfonds etwas Luft verschafft. Außerdem sollte durch eine Fusion mit dem österreichische IT-Hersteller Chiligreen ein Neustart versucht werden. Die Österreicher arbeiten nun fieberhaft an einer Lösung, um sich aus dem bankrotten Konzern zu lösen und eigenständig weiterarbeiten zu können.

Als die Lintec AG am 8. April Insolvenzantrag beim Amtsgericht Leipzig stellte, mussten diese Pläne als gescheitert betrachtet werden. Zugleich ging ein Kapitel deutscher Computer-Geschichte ruhmlos zu Ende.

Hans Dieter Lindemeyer hatte die Firma Lintec 1990 als Ein-Mann-Unternehmen gegründet, 2000 beschäftigte er bereits über 600 Mitarbeiter und brachte die Tochter Pixelnet als Fotodienstleister an die Börse. Sie griff für die Bildentwicklung auf das Orwo-Großlabor in Wolfen und für die Serviceplattform auf eine Software-Tochter im weißrussischen Minsk zurück.

Lindemeyer glaubte damals, wie er in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung sagte, ein Unternehmen an die Börse zu bringen, das Weltmarktführer auf dem Gebiet digitaler Fotodienstleistungen werden könne. Stattdessen ging das erste börsennotierte Unternehmen in Sachsen-Anhalt bereits im Sommer 2002 in Insolvenz: Die Firma hatte sich unter anderem an der Übernahme der Porst-Kette verhoben.

Der Fall der Lintec Information Technologies AG hatte jedoch bereits ein Jahr zuvor begonnen: Nach einem Traumumsatz von 423,6 Millionen Euro im Jahr 2000 rutschte der Konzern 2001 tief in die roten Zahlen und der Aktienkurs an der Frankfurter Börse in den Keller. 2004 machte der damalige Lintec-Chef Thomas Goletz rückblickend schwere Managementfehler und eine falsche strategische Ausrichtung dafür verantwortlich. „Wachstum sollte aus Zukäufen kommen, die sich allerdings als Flops erwiesen.“

Auch der Restrukturierungskurs nach dem kompletten Ausstieg von Firmengründer und Mehrheitsaktionär Hans Dieter Lindemeyer Anfang 2004 konnte das angeschlagene Unternehmen nicht mehr retten.

ZDNet.de Redaktion

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