VPN ohne Grenzen: Per Tunnel durch die Firewall

Obwohl Hamachi, wie auch andere VPN-Lösungen, am Arbeitsplatz praktikable Dienste leisten kann, beispielsweise den Zugriff auf das Heimnetzwerk, birgt eine solche Lösung auch große Gefahren. Ein Mitarbeiter kann seinen PC damit leicht zum Hintereingang des Unternehmensnetzwerks machen. Das kann bewusst geschehen – oder auch unbewusst durch eingeschleuste Malware.

Problematisch dabei ist, dass eine solche Hintertür in der Regel vom Administrator nicht entdeckt wird, da sie über eine verschlüsselte UDP-Verbindung vom Internet-Router kommt, die auf den ersten Blick nicht weiter verdächtig scheint, weil sie vom Intranet zum Internet durch den Hamachi-Client aufgebaut wird.

Unter Windows eignet sich zum Beispiel der RAS-Dienst, der auch unter den Client-Versionen zur Einwahl genutzt werden kann. Eine beispielhafte Konfiguration für Vista, wie in Bild 8 gezeigt, erlaubt die Einwahl jedem Teilnehmer des Hamachi-VPNs.

Die übliche Erkennungsmethode, die die Unternehmensrechner darauf überprüft, ob TCP-Port 1723 aktiv ist, funktioniert nicht, wenn der betroffene Mitarbeiter-PC den RAS-Dienst nur an den virtuellen Hamachi-LAN-Adapter bindet, der keine Verbindung zum Unternehmensnetz hat.

Die Verwendung des RAS-Dienstes für eine Hintertür ist besonders einfach, da er Bestandteil von Windows ist. Denkbar sind allerdings auch andere Port-Forwarder oder NAT-Multiplexer, die einen Zugriff auf einzelne Server oder, wie im Falle von RAS, auf das ganze Unternehmens-LAN ermöglichen.

Von einem Windows-Rechner außerhalb des Unternehmens ist der Zugriff durch RAS-Einwahl nicht ganz einfach, da die Hamachi-Verbindung nach der Einwahl zunächst unterbrochen wird. Baut man jedoch die Routing-Tabelle komplett neu auf, wie in Bild 9 gezeigt, so besteht voller Zugriff auf das Unternahmens-LAN.

Ein solcher Angriff ähnelt einem mit einem SSH-Server, der unter der Kontrolle eines Angreifers außerhalb des Unternehmensnetzwerks steht. Er ist allerdings wesentlich gefährlicher, da Zugang zum gesamten Netzwerk erreicht werden kann.

Allerdings ist er auch leichter zu entdecken. Wird RAS als NAT-Lösung verwendet, so kann man in der Regel erkennen, dass der missbräuchlich genutzte Mitarbeiter-PC mehr als eine IP-Adresse vom DHCP-Server benötigt. Ist dies der Fall, so handelt es sich meist um ein Sicherheitsproblem. Eine Ausnahme liegt vor, wenn ein PC über mehrere Netzwerkkarten an das LAN angebunden ist, beispielsweise durch eine Kabelverbindung und einen WLAN-Adapter.

Verwendet der Angreifer eigene IP-Adressen, von denen er sich erhofft, dass sie aktuell nicht vom DHCP-Server vergeben sind, so kann man die Nutzung von Hamachi daran erkennen, dass IP-Pakete beim Verbindungsaufbau zu bibi.hamachi.cc geroutet werden. Derartige Firewallregeln findet man allerdings in Unternehmensnetzwerken selten.

Page: 1 2 3 4 5 6

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

So günstig & effizient war Content Produktion noch nie: Neues Content System erobert deutschen Markt

Kontinuierliche Content Produktion und Markenaufbau sind essentieller Pfeiler von langfristigen Unternehmenserfolg. Das ist mittlerweile auch…

4 Tagen ago

Lenovo übertrifft die Erwartungen und hebt Prognose an

KI-Funktionen beschleunigen die Erholung des PC-Markts. Der Nettogewinn legt um 44 Prozent zu, der Umsatz…

4 Tagen ago

Bedrohungsakteure betten Malware in macOS-Flutter-Anwendungen ein

Googles App-Entwickler-Kit dient der Tarnung des schädlichen Codes. Der Sicherheitsanbieter Jamf hält die Schadsoftware für…

4 Tagen ago

CopyRhadamantys greift weltweit Unternehmen an

Ausgeklügelte Phishing-Kampagne verwendet eine weiterentwickelte Version der Rhadamanthys-Stealer-Malware.

1 Woche ago

Facebook Marketplace: EU verhängt Geldbuße von fast 800 Millionen Euro gegen Meta

Die EU-Kommission kritisiert die Verknüpfung von Facebook und dem hauseigenen Online-Kleinanzeigendienst. Sie sieht darin einen…

1 Woche ago

Umfrage: Angestellte in Deutschland unterschätzen NIS-2-Richtlinie

Fast zwei Drittel halten jedoch eine Umsetzung aller Vorgaben von NIS 2 bis Jahresende für…

1 Woche ago