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Offshore-Anbieter: Hoffen und Bangen im Luxus

Dennoch erweist sich angesichts der europäischen Wachstumsraten die Neupositionierung im Prinzip als sinnvoller Schachzug. Und sei es allein deshalb, um die Kunden auf unweigerlich steigende Preise vorzubereiten. Doch diese Strategie wurde nun durch die US-Finanzkrise durchkreuzt, weil die Kunden wieder verstärkt nach billigem Ersatz für personal- und kostenintensive Aufgaben suchen.

Doch auch hier haben die Inder versucht, vorzusorgen. Um die Kosten zu drücken, lagern auch sie längst Aufgaben in noch preiswertere Länder wie Malaysia oder Vietnam aus. Außerdem läuft derzeit eine landesweite Kampagne, wonach die Qualität des Arbeitgebers wichtiger sei, als hohe Löhne. So wertet Satyam seine Angestellten verbal von subalternen Angestellen (Employees) zu eigenständigen und gleichberechtigten Associates (Teilhabern/Partnern) auf. Hinzu kommen aufwändige Bildungsprogramme.

Satyam ist es damit tatsächlich gelungen, die Wechselbereitschaft deutlich zu senken, nicht aber die Kosten. In der Folge halbierte das Unternehmen seine Wachstumsprognose für nächstes Jahr nahezu, und Marktführer TCS musste sogar einen fünfprozentigen Gewinnrückgang hinnehmen.

Dennoch täuscht der Eindruck, die indischen IT-Service-Anbieter steckten in einer Krise. Tatsächlich handelt es sich eher um ein Luxusproblem. Keiner der vier großen Anbieter setzt weniger als zwei Milliarden Dollar im Jahr um. Satyam übersprang diese Marke im eben erst abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/08 dank eines Wachstums von 46 Prozent. Bei TCS blieben trotz des Gewinnrückgangs immer noch fast 851 Millionen Euro übrig. So viel Wachstum müssen Accenture, IBM und andere westliche Firmen erst einmal nachmachen.

Insofern geben sich die indischen Anbieter entspannt. In den dortigen Tages- und Wirtschaftsblättern gilt die US-Immobilien-Krise lediglich als vorübergehende Eintrübung der raschen Aufwärtsentwicklung des Landes und seiner Software-Industrie. Der Rest der Welt hofft – aus durchaus eigennützigen Gründen -, dass die Inder mit dieser Einschätzung recht behalten.

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ZDNet.de Redaktion

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