Im Rahmen des Projekts „Glasnost“ haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Sofwaresysteme (MPI-SWS) ein Java-Applet entwickelt, das Behinderungen des Filesharing-Protokolls BitTorrent aufspüren kann. Mithilfe des Tools überführten die Forscher drei internationale Provider, die systematisch Datenströme blockieren – darunter den schon seit längerem umstrittenen US-Provider Comcast.
Seit Ende 2007 steht Comcast in der Kritik, Filesharing zu behindern. Der Telekommunikationskonzern hat aber stets behauptet, er reglementiere nur exzessiven Filesharing-Verkehr. Ebenso wie der US-Provider Cox und Starhub in Singapur blockiert Comcast aber nach den Ergebnissen der MPI-SWS-Untersuchung das Protokoll BitTorrent rund um die Uhr und in hohem Ausmaß. „Mit dem Zweck, den Datenverkehr zu entlasten, lässt sich das nicht rechtfertigen“, sagt Krishna P. Gummadi, Leiter der Arbeitsgruppe hinter Glasnost.
Auch bei zehn weiteren Providern, großteils in Nordamerika, wurden Blockaden beobachtet. Allerdings sei die BitTorrent-Behinderung dort nicht so weit verbreitet wie in den drei genannten Fällen. In Europa gab es nur eine Blockade, nämlich in Irland.
Das Projekt Glasnost will aber nicht nur BitTorrent-Blockaden aufspüren, sondern allgemein für mehr Transparenz im Internet sorgen. Neben dem Java-Applet, das nach BitTorrent-Blockaden sucht, dient dazu auch ein zweites Werkzeug, das die Charakteristiken von Breitbandverbindungen prüft. Unter anderem zeigt es an, wie hoch die Up- und Downstream-Anbindungsgeschwindigkeiten eines Anschlusses wirklich sind.
Diese Information ist für Nutzer interessant, da bei DSL- oder mobilen Breitbandangeboten oft mit Raten „bis zu“ einer gewissen Zahl an Megabit pro Sekunde geworben wird, die realen Geschwindigkeiten aber aus technischen Gründen oft niedriger ausfallen. Anwendungsentwickler wiederum sollen von Analysen der Daten profitieren, indem sie ihre Software an die realen technischen Gegebenheiten anpassen. Die Glasnost-Tools stehen auf der Website von MPI-SWS zum Download bereit. Rund 1500 BitTorrent-Tests pro Tag sind den Forschern zufolge möglich.
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