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Aktienmarkt und IT-Branche driften auseinander

Die Gründe, warum es so weit kam, sind vielfältig. Aber es gibt zwei zentrale Dreh- und Angelpunkte, die sich im Technologiesektor besonders stark auswirken: die Kombination aus Unwissenheit und günstigen Gelegenheiten,

Unwissenheit, weil Klatsch und Tratsch sich als bessere Marktindikatoren erwiesen als unabhängige Beurteilung oder echte Professionalität. Günstige Gelegenheiten, weil die Day-Trader sowie die enorme Menge an Geld, die in Umlauf ist und von einigen Marktteilnehmern bewegt werden kann, eine vollkommen neue Situation schufen: Nicht mehr was das Unternehmen tut, setzt die Signale für die Bewertung der Aktie. Es sind vielmehr die Menschen, die Aktien kaufen und verkaufen, von denen diese Signale ausgehen.

Kurz gesagt: Händler haben Investoren verdrängt. Und die Informationen, die den Markt bewegen, sind Informationen über das Verhalten der Händler – nicht über das Verhalten des Unternehmens. Dennoch wird der Anschein aufrechterhalten, das Gegenteil sei der Fall: Analysten dozieren vielsagend über die Bedeutung von Veränderungen im Management einer Firma oder über die Auswirkungen anderer Ankündigungen und empfehlen in schlechten Zeiten Kostensenkungen um jeden Preis.

Bei Technologieaktien wird das allgemeine Problem durch ein tiefersitzendes Unverständnis dafür, was diese Firmen überhaupt tun, noch verstärkt. Das trifft besonders für die Day-Trader zu, deren Handeln zusammen mit den sich verlagernden Dollarbergen der großen Investoren dazu führt, dass automatisierte Systeme beim Erreichen von Schwellenwerten Kauf- oder Verkaufswellen auslösen.

Auf das, was danach passiert, haben die betroffenen Unternehmen in der Regel kaum einen Einfluss. Sie werden zum Spielball des Marktes. Hektische Reaktionen um kurzfristige Veränderungen herbeizuführen sind eher kontraproduktiv: Mit ihnen lässt sich höchstens erreichen, dass die Krise verschoben wird. Denn über kurz oder lang führen ständige Einsparungen und Strategiewechsel wirklich dazu, dass dem Unternehmen die Grundlagen seines Geschäftes wegbrechen. Beispiele dafür gibt es in der IT-Branche viele, das prominenteste ist vielleicht 3Com.

Was hilft? Ein ruhiger Kopf und ein besonnenes Management mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen. Beides scheint Sun derzeit zu haben, denn das Geschäft läuft ja gut. Irgendwann wird es dann auch an der Börse wieder gut laufen. Dann hätte das Unternehmen auch diese Krise überlebt. Es wäre ja nicht die erste.

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ZDNet.de Redaktion

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