Die Betreiber von Social Networks wie MySpace oder Facebook haben sich mit ihrer Öffnung für Drittentwickler ein Eigentor geschossen. Anhand der Fremd-Applikationen schnitten sich die Programmierer ein gehöriges Stück vom Werbekuchen ab, das den Portalen letztlich entgehe, schreibt das Wall Street Journal.
In den Applikationen, kleinen Programmen und Spielen, die in die Netzwerkseiten aufgenommen werden können, dürfen die Entwickler Werbung integrieren. In vielen Fällen sind sie dabei laut dem Bericht aber auf der Jagd nach den gleichen Werbern wie die Portalbetreiber. Damit stellten sie in der Akquirierung von Werbegeldern eine Konkurrenz zu den Plattformen dar, so das Wirtschaftsmagazin. Diese seien jedoch selbst auf die Einnahmen aus Werbung angewiesen.
Web-2.0-Portale geraten derzeit angesichts ihrer geringen Werbeeinnahmen zunehmend unter finanziellen Druck. Dies dürfte nicht zuletzt auf die niedrige Toleranzgrenze der Nutzer zurückzuführen sein. „Die User solcher Plattformen fühlen sich von der Werbung gestört und lehnen sich dagegen auf“, sagt Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft. Zwar prognostiziert Forrester Research allein in den USA bis 2012 ein Werbevolumen von mehr als 6 Milliarden Dollar bei Social Networks, aber die Drittentwickler organisieren sich bereits jetzt als Start-up-Unternehmen, die, um ihr eigenes Überleben sichern zu können, am Marktvolumen teilhaben müssen. Dieses umfasst derzeit nicht einmal 2 Milliarden Dollar.
Unternehmen wie RockYou oder iLike begeben sich vermehrt auf die Suche nach neuen Wegen, um Werbeeinnahmen zu erzielen. Dabei werden bereits ganze Teams angeheuert, um Werber für jene Programme zu akquirieren, die speziell auf Social-Networking-Sites zugeschnitten sind.
Abgesehen von den entgangenen Einnahmen müssten sich die Betreiber der Netzwerke vornehmlich vonseiten der Werbetreibenden und von Marketing- beziehungsweise Werbeagenturen die Kritik gefallen lassen, freiwillig das Vehikel für die zusätzliche Werbung auf ihren Seiten bereitzustellen, heißt es. Durch die Öffnung der Portale für Drittentwickler stehe der Zugang beziehungsweise der Kanal für Trittbrettfahrer offen. Dadurch bestehe nicht nur die Gefahr einer Werbereizüberflutung der User, auch der faktische Werbewert an sich sinke durch das hohe Angebot.
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