Microsoft hat die Hoffnung auf eine Beteiligung an Yahoo offenbar noch nicht gänzlich aufgegeben. Sollte Yahoo-Chef Jerry Yang von der Bildfläche verschwinden und eine mehrfach geforderte neue Führungsspitze eingesetzt werden, ist ein weiterer Anlauf von Microsofts zu einer Teilübernahme nicht auszuschließen. „In der gegenwärtigen Situation ist es schwer, zu spekulieren, was passieren wird. Das ist etwas, was Yahoo und Jerry Yang sowie Aktionäre und Vorstände klären müssen“, zitiert die Financial Times Deutschland Kevin Johnson, Manager des Bereichs Platform and Services von Microsoft.
Yang wird von eigenen Aktionären und Vorstandsmitgliedern vorgeworfen, mit der Ablehnung des Microsoft-Angebots zur Komplettübernahme in Höhe von 45 Milliarden Dollar einen folgenschweren Fehler begangen zu haben. Ein Teilangebot, das den Kauf der Suchmaschine für 1 Milliarde Dollar und Investitionen in Yahoo-Aktien in Höhe von 8 Milliarden Dollar vorsah, hatte Yang ebenfalls abgelehnt.
Eine gelungene Yahoo-Teilübernahme durch Microsoft würde das Bestreben des Windows-Konzerns erleichtern, seine Position im Suchmaschinen- und Werbegeschäft zu verstärken. Vor allem durch „kleinere, gezielte Zukäufe“, aber auch anhand der Weiterentwicklung seiner Suchmaschinentechnologie wolle Microsoft im Markt für Suchwortwerbung „Nummer eins oder mindestens Nummer zwei sein“, so Johnson.
Dabei würde eine Yahoo-Beteiligung nur einen Teil der Probleme lösen, gesteht der Manager ein. Neben dem Online-Bereich versucht Microsoft, sich auch im Bereich klassischer Werbemedien stärker zu positionieren. Mit der Übernahme des Fernsehwerbe-Spezialisten Navic Networks in der vergangenen Woche war ein erster Schritt in die Richtung getan worden. Darüber hinaus plant der Softwareentwickler, die Popularität seiner Internet-Auftritte anhand einer Konsolidierung des Portfolios zu steigern. Neben neuen Such-Angeboten soll die bisherige Aufgliederung in Seiten wie Live.com oder MSN.com vereinheitlicht werden.
Yahoo und Jerry Yang geraten jedoch auch ohne Microsofts Zutun zunehmend unter Druck. Dem Branchendienst Techcrunch zufolge haben in diesem Jahr bereits über 100 Manager gekündigt. Alleine seit Bekanntgabe der Kooperation mit Google hätten neun Führungskräfte das Unternehmen verlassen. Das sei wiederum der Grund für den derzeit schwachen Kurs der Yahoo-Aktie. Erstmals seit 31. Januar hat das Yahoo-Papier am Freitag mit einem Minus von 3,26 Prozent wieder unter einem Wert von 22 Dollar (21,99 Dollar) geschlossen.
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