Tim Boyd, ein Analyst von American Technology Research, sieht beim Internetauktionshaus eBay eine Abkehr von Kleinhändlern. „eBay hat eindeutig signalisiert, dass seine Zukunft den Großhändlern gehört und nicht den kleinen Tante-Emma-Läden“, sagte er der New York Times. Die Kooperation mit dem Online-Händler Buy.com, der über fünf Millionen neue Fixpreisangebote auf die Auktionsplattform gebracht habe, sei in dieser Hinsicht richtungsweisend.
Die Unzufriedenheit der Kleinunternehmer kann Boyd nur zu gut zu verstehen: Vor allem der Umstand, dass Buy.com vermutlich keine Einstellgebühren für seine angebotenen Artikel zahlen müsse, sorge für Unmut in den Reihen der kleineren Händler. Großhändler hätten es zudem leichter, durch Angebote wie kostenlose Lieferung ihre Feedback-Bewertungen in die Höhe zu schrauben, was wiederum dazu führe, dass ihre Produkte bei Suchanfragen auf eBay weiter vorne gelistet würden.
eBay will diese Vorwürfe nicht gelten lassen. Die eingegangene Kooperation mit Buy.com bedeute keineswegs die Abkehr vom grundsätzlichen Modell einer Auktionsplattform. Durch die Zusammenarbeit wolle das Unternehmen vielmehr versuchen, das Shopping-Erlebnis auf dem Online-Portal zu erweitern. Durch die Fixpreisangebote von Buy.com hätten Konsumenten nun die Möglichkeit, ihren Online-Einkauf wesentlich „vorhersagbarer“ abzuwickeln.
Gleichzeitig räumt der Internetkonzern aber ein, sich vermehrt Gedanken über die eigene Positionierung am Online-Markt der Zukunft zu machen. „Offen gesagt stellen wir gerade einige der zentralen Annahmen, die wir über unser Geschäftsfeld haben, in Frage“, erklärt etwa Stephanie Tilenius, General Manager von eBay Nordamerika. „Anstatt uns darauf zu beschränken, ein Online-Auktionshaus zu sein, wollen wir auch darüber nachdenken, was erforderlich ist, um den besten Marktplatz im Netz zur Verfügung zu stellen.“
Bereits Ende Januar dieses Jahres hatte eBay mit Änderungen des Gebühren- und Bewertungssystems den Unmut amerikanischer Verkäufer auf sich gezogen. Hinter der Umstrukturierung steht der neue Präsident und CEO des Unternehmens, John Donahoe, der den Online-Marktplatz einer radikalen Reform unterziehen will.
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