Gebrauchtsoftware: Trotz neuen Rechtsstreits viele Chancen

Vöges Einwand zeigt das wichtigste Problem der gesamten Diskussion auf: Während Oracle und Microsoft sich vor Gericht mit Usedsoft um dieses oder jenes Detail des Handels mit gebrauchter Software streiten, haben andere Hersteller, die sich nicht in einer ähnlichen marktbeherrschenden Situation befinden, sogar Interesse daran, dass mit gebrauchten Lizenzen gehandelt wird.

Ihnen bietet sich nämlich so vielfach die Möglichkeiten, ihren Marktanteil auszubauen und Kunden zu gewinnen, die sie mit der aktuellsten Version möglicherweise nicht erreichen würden. Meistens verdienen sie zudem zusätzlich noch an Subskripionsverträgen und Updates – und nicht wenige Kunden migrieren nach einer gewissen Zeit auf die aktuellste und dann neue Software. Quasimonopolisten dagegen sehen natürlich in jeder Lizenz, die den Besitzer wechselt, ohne dass Geld in ihre Tasche fließt, eine Bedrohung ihres Geschäfts.

„Firmen greifen heute nicht nur auf Software-Remarketing zurück, um Anschaffungskosten einzusparen, sondern vielfach auch, um eine einheitliche Infrastruktur zu bewahren“, erklärt Preo-Vorstand Vöge. Das sei etwa bei der aktuell großen Nachfrage nach Windows-XP-Lizenzen der Fall. Probleme mit der Übertragung hat Vöge bei seinen Kunden kaum. „Wir haben auch in letzter Zeit die Zustimmung von Microsoft zu solchen Deals bekommen. Die Hersteller wollen aber keine Intransparenz.“

Und schließlich sei es auch für den Kunden wichtig, zu wissen, wo die Lizenzen herkommen, die er erwirbt, etwa wenn es um Fragen wie die Softwareverteilung und Cross-Language-Rechte geht – oder darum, dass er nicht eine für ihn nicht zulässige akademische Lizenz bekommt. Denn wenn ein Audit durchgeführt wird, muss er nachweisen, dass alle Nutzungsrechte, die er in Anspruch nimmt, ihm auch tatsächlich zustehen.

Diese Sicht der Dinge bestätigt nach intensivem Nachfragen auch Microsoft: Letztendlich – so kommt heraus – erteilt der Konzern seine Zustimmung für rund 90 Prozent der Anfragen nach einer Rechteübertragung. Wenigstens bisher. Prognosen macht man keine, denn wie genau die Kriterien seien, wisse man hierzulande nicht, das werde von einer Abteilung in Irland entschieden.

Wie auch immer: Bei einer Zustimmungsquote von 90 Prozent lohnt sich die Nachfrage doch allemal. Und schließlich erstrecken sich die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von gebrauchter Software ja nicht nur auf die Produkte von Microsoft und Oracle. Andere Hersteller haben auch schöne Lösungen.

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ZDNet.de Redaktion

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